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Freitag 24.07.99

Als wir an diesem Morgen aufstanden war es zwar bewölkt, aber zumindest trocken. Das Frühstück wollten wir heute in Kirkjubaerklaustur, der nächsten Ortschaft zu uns nehmen, die ungefähr 25 km entfernt lag. Fünf Kilometer vor dem Kaff erwischte uns dann der Regen, der erst langsam, dann aber um so kräftiger niederging, so dass wir klitschnass waren, bevor wir uns entschließen konnten die Regenhosen überzuziehen.

Nun ja, da mußten wir durch und erreichten fluchend die örtliche Servicestation, in die wir tropfend hineingingen, unsere Jacken an den Tischen rings um uns verteilten und auf den Schock erst einmal Kaffee oder Kakao tranken, der 100 ISK kostete – rund 4 DM. Jan V. gönnte sich sogar für 390 ISK einen Hamburger. Größtenteils wieder trocken, verließen wir den Laden mit den großen Pfütze unter zwei Tischen und fuhren im leichten Nieselregen zum Supermarkt, in dem wir als erstes für das „Frühstück“ einkauften und uns dann in die Sitzecke verzogen, um dort zu speisen und vollends zu trocken. Dann folgte ein weiterer Rundgang im Laden, damit jeder für sich seine Vorräte auffüllen konnte und schließlich zum Erstaunen der Kassiererin ein dritter Durchgang, bei der wir unsere Gruppenverpflegung ergänzten. Da wir vorhatten auf den nächsten Kilometern ins Hochland nach Landmannalaugar abzuschwenken, war hier für die nächsten fünf Tage die letzte Möglichkeit um einzukaufen. Nun musste nur noch der Benzinbrenner nebst Ersatzflasche gefüllt werden und wir waren für fast alles gerüstet. Dies merkte man aber auch sofort am Gewicht der Räder, die sich merklich schwerer bewegen ließen.

Wir fuhren als erstes durch eine Lavawüste, in der im Sommer die Gefahr eines Sandsturms bestehen sollte, von dem wir aber nichts sahen. Im Gegenteil es zeigte sich sogar auf einmal die Sonne und es wurde richtig angenehm. Stimuliert von diesen Wetterkapriolen regte sich nach ein paar Kilometern der Enddarm der beiden Jan´s, die kurz darauf, einer nördlich, einer südlich der Straße zwischen der Lava verschwanden, während Andree versuchte, die der Erdkrümmung folgenden Wüste, auf Film zu bannen. Nach etlichen stupiden Kilometern bogen wir, den Myrdalsjökull schon vor Augen, in Richtung Norden von der Ringstraße ab und hatten wieder den guten alten Schotter unterm geschundenen Profil.

Schon die ersten Meter hatten es in sich und verursachten eine ansehnliche Herzfrequenz. Bedrückender Weise, lag das Gebirge, auf das wir zusteuerten unter einer bedrohlich aussehenden, nahezu schwarzen Wolkendecke, die aber zumindest nicht auf uns zu kam. Mühsam kämpften wir uns nun über eine, wie Darmschlingen anmutende „Straße“, die ersten Höhenzüge hinauf und lagerten am erst besten Bach der uns Trinkwasser bot. Im Zelt widmeten wir uns, nach all der körperlichen Anstrengung, der geistigen Entspannung in Form unserer Bücher, welche Jan und Jan beenden und sie sogleich tauschen.

Wetter : nass und nach Mittag sogar schön.
Gefahrene Strecke : 77 km
Schnitt : 14,75 km/h
Max : 43 km/h
Zeit im Sattel : vier Stunden und dreißig Minuten.
Essen : Kartoffelpüree und ?


Samstag 25.07.98

An diesem Morgen waren wir sehr früh ( 7.30 Uhr ) auf den Beinen und knapp eine Stunde später im Sattel. Allerdings nur kurz, denn ein mörderisch steiler Anstieg zwang uns, teilweise zu schieben oder immer nur kurze Abschnitte zu fahren.

Nach fünfzehn, schwer erkämpften Kilometern, machten wir an einem Fluss Frühstückspause. Nun stellte sich heraus, dass wir beim Einkauf ein wenig schlampig vorgegangen waren, denn anstelle von Kirschmarmelade hatten wir Kirschsauce mit ganzen Kirschen erstanden, deren Platzierung auf einem Knäckebrot, einige Probleme bereitete. Der Weg führte jetzt über einen weiteren Bergrücken und durch eine breite Furt, für die wir das erste Mal die Schuhe ausziehen mußten. Kurzerhand entschlossen wir uns einen kleinen Abstecher zur Eldgja-Spalte zu unternehmen, die mit 40 km Länge und bis zu 600 m Breite der größte Spaltenvulkan der Erde ist.

Spaltenvulkan

Nach einer kurzen, befahrbaren Stichstraße ließen wir die Räder stehen und wanderten ca. 3 km teilweise im, teilweise am Fluss entlang bis zu Wasserfall Ofaerufoss, den bis Frühjahr ´93 noch eine Naturbogenbrücke überspannte. Na ja, fünf Jahre zu früh eingestürzt ! Zurück auf der eigentlichen Straße, erwartete uns ein 20 % Anstieg über 2 km !

Knechten!

Als wir diesen endlich erklommen hatten, ging es bei einsetzendem Regen hinab in ein Tal, in dem wir uns als Mittagessen 5 oder 6 Kekse und Wasser schmecken ließen. Auf den nächsten 30 km folgten so viele Anhöhen und Furten, dass wir sie gar nicht mehr zählten. Da die meisten Flussläufe nur mit hoch geschobenen Hosen und in Sandalen zu durchfahren waren, behielten wir dieses Outfit, trotz den bescheidenen Temperaturen (2 –5°C), über den ganzen Tag bei, was wiederum dazu führte, dass wir am Abend krebsrote Beine hatte.

Mit letzter Kraft schleppten wir uns zum Campingplatz, auf den man nur durch eine Furt gelangte, die wiederum gut und gerne 20 –30 °C hatte und in der wir uns die Füße aufwärmten. Am frühen Abend bauten wir unser Zelt neben einer Schwefelschlucht, in direkter Nachbarschaft zu weiteren Radfahrern und zwei Männern auf, von denen einer kränkelte und die ganze Zeit am stöhnen und ächzen war.

Nach dem Essen begaben wir uns an die Stelle, an der ein 80°C heißer Fluss mit einem eiskalten Gebirgsfluss zusammenfließt. Es lag nun im eigenen Ermessen, wie weit man sich dem einen oder anderen näherte. Wir dümpelten immer weiter dem heißen entgegen und verbrachten eine geraume Zeit in dieser Wanne, in der neben uns und den anderen „Badegästen“ noch andere merkwürdige, vor sich hin mutierende Lebensformen herumschwammen und die Badenden hinterrücks anzufallen versuchten ( braun- grüne, blasige Algen ). Wegen der kalten Witterung außerhalb des Wassers, kam Jan B. auf die Idee, über einen Steinwall zu gleiten und sich im Fluss bis zum Lagerplatz treiben zu lassen. Bei den verdutzten Mitbadenden führte dies zu der Frage, „Macht der so was öfter“ ?

Jan V. und Andree folgten ihm auf dem üblichen Weg, wobei Andree noch mit argen Kreislaufproblemen, wegen des langen Aufenthalts im heißen Wasser, zu kämpfen hatte. Nach einer erfrischenden Waschung im Gebirgsbach neben dem Zelt, verzogen wir uns ins Zelt und hatten noch einige Stunden das Vergnügen einer Bus-Reisegruppe beim Singen zuzuhören („Let it be“).

Wetter : erst sehr, sehr schlecht, dann am Abend gut.
Gefahrene Strecke : 57 km
Schnitt : 9,28 km/h (erbärmlich)
Max : 36,3 km/h
Zeit im Sattel : fünf Stunden und siebenunddreißig Minuten.


Sonntag 26.07.98

Heute hatten wir uns vorgenommen uns mal wieder ein wenig zu Fuß fortzubewegen. Als Ziel stand ein kleinerer Berg auf dem Programm, den man in 1½ Stunden erreichen konnte und von dem aus man eine schöne Aussicht über die Umgebung haben sollte. Nach dem Frühstück ging es, diesmal nach einem prüfenden Blick auf das Wetter, voller Elan los. Zunächst mußten wir uns einen Weg durch das Lavafeld suchen, welches aus der selbst für das Lavaland Island, seltenen Obsidianlava bestand, die durch sehr schnelle Abkühlung entsteht. Nachdem wir auf, mehr oder minder, direktem Wege durch die Lava gelangt waren, erreichten wir den Fuß unseres bunten Zielberges, der aus mehreren Löchern, mit bestialischem Gestank, vor sich hin dampfte.

Von oben kamen uns ein paar Pfadfinder unbekannter Nationalität entgegen, die so aussahen, wie man eben aussieht, wenn man mehrere Tage ohne große Waschmöglichkeit durch staubige Berge wandert, nämlich ziemlich heruntergekommen. Bei dem weiteren Aufstieg, überholten wir eine Familie, die ihre Fahrräder, nebst Anhänger und dazugehörigem Gepäck den Berg hinauf wuchteten, der selbst mit leichtem Tagesgepäck nicht gerade angenehm zu laufen war. Angekommen auf dem Gipfel, verspeisten wir unsere mitgebrachte Marschverpflegung und genossen die atemberaubende Sicht über die „bunten Berge“ von Landmannalaugar.

Landmannalaugar

Als Rückweg wählten wir den westlichen Berghang und eine andere Route durch das riesige Lavafeld. Am Zeltplatz, übermannte uns das Verlangen nach einem hiesigen Bierersatz, den wir dann auch für 150 ISK (ca.6 DM) pro 0,5 Dose am Wucherkiosk erstanden und auf dem Hochwasserwall am Rande des Platzes genossen. Am späten Nachmittag zogen wir auf einen anderen Platz um, der 2,5 km entfernt lag und angeblich kostenlos sein sollte. An diesem zerlegten wir, der eine mehr, der andere weniger, unsere Räder zum Zwecke der Pflege oder ruhten uns einfach nur aus.

Gegen Abend ging es dann noch einmal ohne Gepäck zum Baden im heißen Fluss. Bei der Fahrt hin und zurück, stellten wir fest, dass man ohne Gepäck deutlich schlechter über die Waschbrettstraßen fuhr, als mit. Da die Gepäcktaschen diese Stöße durch ihr Eigengewicht auffangen, kann man sich auch gut vor Augen führen, welchen Belastungen Rad und Gepäckträger auf solchem Untergrund ausgesetzt sind. Um so verwunderlicher, dass wir bisher so wenig Pannen hatten.

Wetter : trocken und im Windschatten sogar warm.
Gefahrene Strecke : 5 km
Gelaufene Strecke und Höhenmeter : 10 km dabei ca. Ú300m und Ø300m.
Essen : Serbisches Reisgericht.


Montag 27.07.98

Abfahrtszeit war 9:00 Uhr an diesem Tag. Nach ein paar hundert Metern hatten wir direkt einen kurzen aber steilen Anstieg zu bewältigen. Im Anschluß daran, führte der Weg an einem hübschen See entlang und es wäre nichts zu bemängeln, wenn die Fahrbahn entweder nicht so uneben oder sandig gewesen wäre. Das Waschbrett war so gleichmäßig, das einem, durch die sich auf schaukelnde Vibration, fast der Lenker aus der Hand gerissen wurde.

Waschbrett

In den sandigen Abschnitten hatten Jan B. und Andree am schwersten zu kämpfen, da wenn man einmal stand, an ein Anfahren kaum noch zu denken war. Jan V. hatte es hier mit seinen breiten Stollenreifen doch um einiges leichter und bezeichnete unser beider Vorwärtskämpfen als Mischung aus –„Ich hab mir in die Hose gemacht Laufen“- und leidlichem Fahrrad fahren.

Nach 20 km hatten wir dann das Schlimmste hinter uns und machten ausgiebig Frühstück an einer flachen und befahrbaren Furt. Vom Sand blieben wir nun weitgehend verschont, doch die Waschbretter auf der Straße begleiteten uns gnadenlos weiter und machten das Fahren zu einer Gelenk verschleißenden Tortur, die mit multilingualen Flüchen von Jan V. unterlegt wurde. Zwischendurch gönnten wir uns, kurz vor dem langsam aufziehenden Regen, ein Keks und Wasser Mittagessen, das wir unter einer verdächtig aufragenden Geröllwand zu uns nahmen, deren Fels- und Lavabrocken locker die Größe eines Einfamilienhauses erzielten.

Nach ein paar weiteren kraftzehrenden Kilometern durch eine nebelverhangene Asche- und Lavalandschaft trafen wir eine niedersächsische Familie, deren Vater wir kurz vorher zu Fuß und allein in der Wüste getroffen hatten. Diese erzählten uns von der vor uns liegenden Strecke und den Reisen, die sie schon in Island unternommen hatten. Kurz darauf hatten wir es dann geschafft und erreichten den südlichen Abschnitt der Sprengisandur, der zwar auch nicht asphaltiert, aber dennoch weitaus besser zu befahren war. Am nächsten großen Fluss, der uns Trinkwasser bot, machten wir mit gutem Blick auf die Hekla, für diesen Tag Schluss.

Wetter : erst trocken, dann sehr feucht bis extrem nass.
Gefahrene Strecke : 60 km
Schnitt : 12,47 km/h
Max : 41,5 km
Zeit im Sattel : vier Stunden und neunundvierzig Minuten.
Essen : Vorspeise : Nudelsuppe
Hauptgericht : Spagetteria Napolitana


Dienstag 28.07.98

An diesem Morgen nahmen wir, wie schon einige Male vorher, zuerst im Zelt ein „Schnellfrühstück“ zu uns, welches aus einem Instant- Kaffee und Keksen bestand. Während des Zeltabbaus zeigte sich dann auch die Hekla in ihrer ganzen Pracht und wurde auf recht imposante Weise von der Sonne beleuchtet. Nun legten wir, auf leicht abschüssiger Straße, ein paar Kilometer zurück und frühstückten ausführlich auf einem Felsen neben der Straße, den wir uns mit einigen Kilo Schafscheiße teilen mußten.

Nach kurzer Zeit erreichten wir dann das Hekla- Infocenter tranken zwei, drei. ... Kaffee und erkundigten uns nach dem Wetter für die nächsten Tage. Bei Tageskilometer 45 erreichten wir Hella und machten dort, nachdem wir den Supermarkt ein wenig geplündert hatten, ausgiebig Pause. Bei der Fahrt zur Post geriet Andree´s Kette zwischen Ritzel und Speichen, so dass der Plastikkranz, der die Kette im Normalfall zurücklenkt, komplett zerschnitten und entfernt werden musste. Unser Vorhaben, bei nächster Gelegenheit einen Zeltplatz ausfindig zu machen, gestaltete sich als gar nicht so einfach, so dass wir bis zur Pjorsa fahren mußten und dort auf der Westseite einen mehr schlecht als rechten Zeltplatz fanden.

Wetter : bewölkt, aber trocken.
Gefahrene Strecke : 62 km
Schnitt : 15,93 km/h
Max : 28,6 km/h
Zeit im Sattel : drei Stunden und fünfundfünfzig Minuten.


Mittwoch 29.07.98
Nach 21 km hatten wir an diesem Tag Selvoss, eine der größten Städte im Süden Islands erreicht, wo wir beabsichtigten, Mittag zu machen und uns ein wenig umzusehen. Als die Räder vor der Einkaufspassage geparkt und die noch vorhandenen Vorräte gesichtet waren, streunten wir durch den Markt und stellten uns an einer Salat- und Fruchtbar zu einem Pauschalpreis eine Schale zusammen, deren Deckel, wie sollte es auch anders sein, kaum zu verschließen war.

Am Fluss wurde dann erst einmal ein ausgiebiges Mahl zelebriert, das so manchen mit den Grenzen der Verträglichkeit konfrontierte. Dieses mehr oder minder maßlose essen, so mußten wir im Verlauf des Urlaubs feststellen, ereignete sich meist nach mehreren Tagen in der Einöde und war so gut wie nicht zu unterdrücken. Es ist aber auch zu verlockend, nachdem man Tag für Tag an all die leckeren Dinge dachte, sie aber nicht erstehen konnte, bei nächster Gelegenheit dieses und jenes und das auch noch zu kaufen und dann genussvoll zu verzehre.

Nachdem wir uns wieder einigermaßen regeneriert hatten, folgten dreizehn Kilometer bei teils extremem Gegenwind bis zu dem ehemaligen Fischerei- und Hafenörtchen Eyrarbakki, in dem wir uns mit etwas Lettøl zwischen die Wellenbrecher legten und uns der Sonne aussetzten. Auf diese Weise träge geworden und mit der Gewissheit, sehr gut in der Zeit zu liegen, beschlossen wir, zwei bis dreihundert Meter hinter dem Ort in den Dünen zu zelten. Da es erst früher Nachmittag war, besorgten wir uns noch ein Paar Chips und Pripps für den Abend und relaxten in der für uns ungewohnt milden Witterung.

Unwetter

Gegen Abend bot sich, neben der allmählich aufkommenden Flut, ein beeindruckendes Schauspiel auf der anderen Seite der Bucht, auf der ein Regenguss nach dem nächsten niederging, während bei uns die Sonne schien.

Wetter : super !
Gefahrene Strecke : 36,9 km
Schnitt : 16,3 km/h
Max : 26,4 km/h
Zeit im Sattel : zwei Stunden und fünfzehn Minuten.
Essen : Spaghetti mit separater Soße und diverse Leckereien.


Donnerstag 30.07.98

Nach dem Abbau und einem kurzen Vorfrühstück mit Kaffee und Keksen fuhren die beiden Jan´s erneut zum Supermarkt um ihre persönlichen Vorräte zu vervollständigen. Ungefähr 6 km hinter Þorlakshöfen, aßen wir auf einer Lavaplatte neben der Straße unser Frühstück. Kurz darauf, an der Abzweigung der Küstenstraße nach Grindavik, trafen wir ein deutsches Paar, das erst vor wenigen Tagen auf der Insel gelandet war und uns Horrergeschichten über die vor uns liegende Strecke erzählte. Wir nahmen es auf die leichte Schulter, mit der Begründung, dass wir mit Sicherheit schon schlimmeres in den letzten dreieinhalb Wochen bewältigt hatten.

Nach einer langen Steigung und einer sanften Abfahrt, gönnten wir uns einen Abstecher zur Strandarkirkja, einer Seefahrerkirche direkt am Meer. Dort kehrten wir bei einer netten, alten Dame in die Kaffeestube ein, tranken diesen dunkle Mohrentrunk und aßen Pfannkuchen, während wir die Gästebücher der letzten Jahre studierten und uns selbst verewigten. Bei der Kirche gab es unter der Erde, eine penibel sauber gehaltene Toilette, in der wir uns wuschen und sonstigen Geschäften nachgingen.

Lavafeld

Nun ging es weiter durch Lavafelder und an der Küste entlang. Dabei fielen in einer Bucht Milliarden, wenn nicht mehr Fliegen über uns her, so dass an anhalten oder schieben erst gar nicht zu denken war. Nachdem diese Plage überstanden war folgte eine endlos erscheinende steinige und wellige Fahrbahn, deren Stöße, die übers Rad weitergegeben wurden, einem den Lenker aus der Hand zu reißen drohten. Zudem fühlten sich die Arme, von der ständigen Vibration wie taub an und fingen an zu kribbeln. Wie bisher jegliche Pein, nahm auch diese irgendwann ein Ende und wir legten die letzten Meter, bis zu unserem Lagerplatz einen Kilometer vor Krisuvik, auf einer neuen Asphaltdecke zurück. Übrigens, die Straße war echt o.k. !

Wetter : erst heiß, dann gegen Abend empfindlich kalt und windig.
Gefahrene Strecke : 65,2 km
Schnitt : 13,64 km/h
Max : 35,3 km/h
Zeit im Sattel : vier Stunden und siebenundvierzig Minuten.
Essen : deftige Nudelsuppe (Pulverversion).


Freitag 31.07.98

Nachdem wir lange geschlafen hatten, ging es nach einem Kilometer die Stichstraße zu Vogelfelsen hinunter, an dem neben Möwen auch die angeblich als Delikatesse gehandelten Papageientaucher zu finden sein sollten. Nach mehreren Kilometern Stichstraße erreichten wir den Felsen, in dessen Höhlen und Nischen Tausende von Möwen brüteten oder herumflogen. Allerdings ließ sich nur ein Papageientaucher aus der Ferne ausmachen. Da wir noch nicht gefrühstückt hatten, wurden uns die letzten Kilometer bis Grindavik sehr lang, zumal der Reiseführer einen beachtlichen Anstieg gar nicht erwähnt hatte. Während der Abfahrt in die Ortschaft, riss dann auch noch einer von Andrees Bremszügen, so dass er den Berg hinunter „schieben“ musste. Was für eine Schmach !

Zuerst erfragten wir uns den Weg zum Postamt und fuhren von dort aus zum nächsten Geschäft um für ein Kombi Früh- und Mittagessen einkauften. Als Beispiel Jan B. Ration : 1x Salat (300g) , 1x Joghurt (500g) , 1x Kirschkuchen von der Fa. Kuchenmeister aus Soest (400g) , 1x Pripps Blå (0,5 l Dose) Nun ging es weiter zur Blauen Lagune, einem Abwassersee vom benachbartem Thermalkraftwerk. Der Eintrittspreis war gesalzen und der See mit Touristen überfüllt, die sich, allen voran die Frauen, den Schlamm ins Gesicht schmierten, in der Hoffnung ihre imaginären oder realen Falten loszuwerden. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt, machen wir an einem Angelsee für diesen Tag Schluss. In Sichtweite befand sich der Platz, an dem wir unsere erste Nacht auf Island verbracht hatten, der Kreis schloss sich also langsam aber sicher.

Wetter : bewölkt aber trocken.
Gefahrene Strecke : 50,4 km
Schnitt : 12,26 km/h
Max : 32,8 km/h
Zeit im Sattel : vier Stunden und sieben Minuten.
Essen : Tomatensuppe mit Reis und Kekse und Chips und so was wie Bier.


Samstag 01.08.98

In Anbetracht des nahenden Regens, radelten wir zügig bis Keflavik, wo wir gleich an der Abzweigung in einen Supermarkt einkehrten und in einer Kinderstube, unter den Augen der sich amüsierenden Verkäuferinnen, frühstückten. Die Stadt selbst, bot wider unseren Erwartungen, so gut wie keine Abwechslung, so dass wir uns in einer „Hafenkneipe“ ein paar Kaffee verabreichten. Nach einer weiteren Irrfahrt durch die Stadt endeten wir in einem Supermarkt mit Sitzecke. Gegen 15.30 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Gardur, dort bauten wir neben dem Leuchtturm unser Zelt auf.

Wetter : diesig und regnerisch.
Gefahrene Strecke : 30,2 km
Schnitt : 15,01 km/h
Max : 30,2 km/h
Zeit im Sattel : eine Stunde und dreißig Minuten.


Sonntag 02.08.98

An diesem Tag stand eigentlich nichts besonderes auf dem Programm, so dass wir einfach eine Runde an der Küste entlang machten und schließlich zurück nach Keflavik fuhren. Dort beehrten wir eine Pizzeria, in der die beiden Jans sich von ihren letzten Kronen Pommes und Hamburger kauften und Andree sich, in Unkenntnis der isländischen Maßeinheiten, eine 18´´Zoll Pizza bestellte. Nachdem die Reste der Pizza aufgeteilt waren, beschlossen wir, zum Flughafen zu fahren und die letzten Stunden dort zu verbringen, zumal das Wetter immer schlechter wurde und die Unternehmungslust nicht gerade die Größte war. Wenige hundert Meter vor dem Flughafen fing es dann auch noch an in Strömen zu regnen und unsere Hosen waren in ein paar Minuten völlig durchnässt. Am späten Abend erhielten wir dann Zutritt zum Einkaufsbereich des kleinen aber feinen Flughafens, lungerten auf den Wartesitzen herum oder brachten die letzten Kronen unter die Leute. Kurz nach Mitternacht ging unser Flieger und wir verließen bei extrem schlechten Wetter die Insel, was uns nach den letzten Wochen nicht mehr groß verwunderte, da wir unzählige wechselnde Wetterbedingungen in kürzester Zeit erlebt hatten und ein bisschen Regen uns mit Sicherheit nicht die gute Laune verderben konnte.

Wetter : Regen und Wind.
Gefahrene Strecke : 28 km


Montag 03.08.98

Nach der Ankunft, um sechs Uhr Morgens, in Düsseldorf, bauten wir unsere Räder zusammen und sammelten unsere Gepäcktaschen vom Band. Dann trennten sich unsere Wege, Jan und Jan mußten noch auf ihren Zug zurück ins Sauerland warten, während Andree sich aufmachte mit dem Rad nordwärts nach Marl zu fahren, in dem er, kurz nach Mittag, mit knapp über 90 km auf dem Tacho ankam.


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