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           Mittwoch, 10.10., 5. Tag 
           
          Heute ist also Mittwoch, der – ja wievielte eigentlich? – egal, draußen 
          wird es ab sechs Uhr ziemlich laut, weil sich die anderen Wanderer in 
          der Herberge schon fertig machen. Danach wird es erst mal ein bisschen 
          leiser auf dem Flur, bis wir um halb acht dann auch so richtig wach 
          werden. Der Blick aus dem „Fenster“ zeigt herrliches Sonnenwetter. 
           
          Mit Duschen ist es nicht mehr so ganz gut, weil das Wasser inzwischen 
          schon recht kalt ist und gerade noch zum Haare waschen taugt. Unten 
          im Kafenion bestellen wir uns ein Frühstück: Omelett; dazu Honig aus 
          Anopolis. Weil das mit der Vorbereitung noch ein wenig dauert, machen 
          wir erst einmal einen Spaziergang durch das Dorf. 
           
          Anopolis bei Sonnenschein sieht doch gleich wesentlich freundlicher 
          aus! Zwischen den kleinen Häusern verschwinden überall hin kleine Gassen; 
          wir folgen ihnen und begutachten die kleinen Gärtchen hinter den Häusern. 
          Überall wird Viehzeug gehalten; meist Hühner, die im Sand herumscharren. 
          Aha, das sind unsere Omelett-Lieferanten, sehr schön! 
           
          Zurück auf der Piazza drehen wir eine Runde um das Kriegerdenkmal herum. 
          Es zeigt den kretischen Widerstandskämpfer Dhaskalogiannis, der sich 
          seinerzeit mit den Türken erbittert angelegt hat. 
           
          Etwas am Rande der Piazza gelegen, entdecken wir noch eine große Übersichtskarte 
          über Westkreta. Hier können wir eine Menge an brauchbaren Informationen 
          entdecken (daher auch ein besonderes Bild für spätere Nachforschungen 
          oder weitere Planungen). Leider macht uns die Karte auch ziemlich deutlich, 
          wie klein doch der Ausschnitt von Kreta ist, den wir auf dieser Fahrt 
          zu Fuß erkunden können. Aber wir sind uns eigentlich schon zu diesem 
          Zeitpunkt sicher, dass wir irgendwann mal hierher zurückkehren werden, 
          um weitere Routen per pedes zu erforschen. 
           
          Dann lockt uns aber doch der Hunger! Ein Blick hinüber zu unserem Kafenion 
          zeigt, dass bereits alles für uns draußen gedeckt ist. Wir lassen uns 
          also nicht lange bitten und nehmen Platz. Wir genießen das Frühstück 
          in der warmen Morgensonne; zum Omelett gibt es frischen Kaffee – nach 
          den Aldi-Tütchen doch eine willkommene Abwechslung. Flobö lässt es sich 
          nicht nehmen, mit dem einheimischen Honig ein kleines Kunstwerk auf 
          sein Brot zu zaubern... 
           
          Danach geht es wieder hoch ins Zimmer zum Packen. Nun, mit einem einzigen 
          Rucksack hat man dabei nicht allzu viel Probleme. Dann zahlen wir unten 
          in der Wirtsstube; gerade mal 32500 Drachmen für alles; verabschieden 
          uns von unserer netten Wirtin und bekommen von ihr sozusagen als Wegzehrung 
          zwei Beutel mit unterschiedlichen Weintrauben – passend zu unserer gestrigen 
          Weinprobe. 
           
          Und schon sind wir wieder unter der kretischen Sonne unterwegs: Schlucht 
          Nr. 2 erwartet uns heute – die „Anopolis-Schlucht“. Erfreulicherweise 
          wieder einmal in Abwärtsrichtung zu laufen. Es ist der alte, ehemalige 
          Verbindungsweg von Anopolis nach Hora Sfakion. Am Ortsausgang kommen 
          uns zwei junge deutsche Mädchen entgegen, die uns nach dem Weg zur Aradhena-Schlucht 
          fragen. 
          „In Anopolis wandert man auf der Hauptstraße Richtung Hora Sfakion. 
          In der Rechtskurve unterhalb des Sendemastes geht es links in einem 
          Einschnitt einen geröllhaltigen Pfad abwärts (Markierung durch Steinmännchen). 
          Nach kurzer Zeit trifft man auf eine Pumpstation und dann auf eine Schotterstraße. 
          Auf dieser links zu einem langen, grau gedeckten Stall.“ 
           
          Diese Beschreibung ist echt Dummler-würdig! Rechts, links, abwärts – 
          so weit, so gut! Wir folgen also der langen Ausfallstraße aus Anopolis 
          hinaus und kommen in eine erste 90-Grad-Rechtskurve. Die liegt aber 
          noch nicht unterhalb des Sendemasten. Den sehen wir deutlich vor uns; 
          allerdings aber noch ein gutes Stück entfernt. Also die nächste lange 
          Gerade unter die Beine genommen. Ohne es jetzt schon zu ahnen, kommen 
          wir an dem Hotel vorbei, in dem wir wenige Nächte später schlafen werden. 
          Dann sind wir unterhalb des Mastes – die Straße macht aber hier eine 
          Linkskurve(!) – also noch weiter. Dann sind wir aus Anapolis völlig 
          heraus – nur noch offenes Land liegt vor uns – mit vielen Links- und 
          Rechtskurven auf der Straße. Leider zweigt hier nirgendwo ein erkennbarer 
          Weg ab. 
           
          Deutsche Urlauber, die uns mit dem Wagen entgegen kommen, versuchen 
          uns mit ihrer Wegbeschreibung weiterzuhelfen. Auch sie beschreibt den 
          Einstieg in die Anopolis-Schlucht. Wir sind zumindest sicher: an diesem 
          Einstieg müssen wir auf jeden Fall bereits vorbei sein! 
           
          An zwei Kneipen fragen wir nacheinander an, wo denn wohl der Einstieg 
          in die Anopolis-Schlucht wäre. Wir bekommen auch ausgiebig (und unverständlich) 
          Antwort – wichtiger sind die eindeutigen Handzeichen, die uns nun weiterhelfen. 
           
          Wir queren ein privates Grundstück und folgen einem zugewachsenen Pfad 
          – unser letzter Führer steht noch vor seinem Haus und winkt uns ermutigend 
          weiter. Nun gut; der Weg endet an einem Zaun. Der ist schnell überklettert 
          und wir wandern nun querfeldein über leichte Blockfelder eine Rinne 
          empor. Geröllhaltig – so hieß es in der Beschreibung – stimmt! Abwärts 
          – stimmt im Moment nicht. 
           
          Aber die Einheimischen müssen es ja wissen! Und sie haben natürlich 
          recht! Als wir in einem sanften Sattel die höchste Stelle der Rinne 
          erreichen, öffnet sich uns ein weiter Blick hinunter ins Tal. Sogar 
          das Meer kann man von hier oben erkennen. 
           
          Wichtiger aber ist die deutlich erkennbare Topografie der vor uns liegenden 
          Schlucht. Das muß sie sein! Und siehe da – was glänzt von tief unten 
          herauf? Das ist eindeutig ein langgestreckter Viehstall mit einem ebenso 
          eindeutig grauen Dach gedeckt – na also, so blöd waren wir dann doch 
          nicht! 
           
           
              
              
             
          
           
           
          Sogar das Pumphäuschen ist von hier oben gut zu erkennen. Aus der Schotterstraße 
          ist zwar inzwischen eine Teerstraße geworden (die unseren weiteren Wanderweg 
          auch mehrmals zerschneidet); die grobe Richtung ist nun aber gut zu 
          erkennen. 
           
          Vorsichtig tasten wir uns mit den abwärtsdrückenden Rucksäcken den steinigen 
          Weg hinunter; gelegentlich ist noch die alte Verbindungsstraße mit ihren 
          Serpentinen zu erahnen. 
           
          Im kargen Schatten des Pumphäuschens – dem ersten Schatten seit längerer 
          Zeit – machen wir natürlich Rast. Es ist ein hartes Licht, dass die 
          Sonne auf uns herabwirft – der Hang über uns gleißt grell in der Sonne. 
          Zeit für einige Vitamintabletten, mit denen wir unsere Wasservorräte 
          etwas schmackhafter machen. Dazu gibt es einen Mittagsimbiß, bestehend 
          aus Käse, Salami und Wurst, natürlich auch noch ein Schlückchen Wein. 
          Wir beobachten die Gegend ringsum und sehen dann zwei schwitzende Damen 
          aus der Schlucht emporsteigen. Als sie uns erreichen, fragen wir zur 
          Sicherheit nochmals nach: jawohl – wir sind auf dem richtigen Weg! Die 
          beiden sind vor zweieinhalb Stunden unten in Hora Sfakion gestartet 
          und geben uns einen Bericht über die zu erwartenden Schwierigkeiten 
          auf der vor uns liegenden Strecke. Und hierin sind sich alle bisherigen 
          Berichte und sogar der Reiseführer einig: 
           
          „An einer zweiten Pumpstation endet der Fahrweg und geht in einen 
          schmalen Pfad über (Steinmännchen), der in eine Schlucht mündet. Er 
          führt zuerst am westlichen (rechten), dann am östlichen Rand und später 
          auf dem Grund der Schlucht weiter. Einige leichte Kletterstellen sind 
          zu überwinden.“ 
           
          So, so, leichte Kletterstellen! Die beiden Damen meinen, für uns wäre 
          das bergab aber kein Problem – wir sollten uns einfach auf dem Hosenboden 
          hinuntergleiten lassen! 
           
          
              
              
              
             
          
           
           
          Um 14 Uhr sind wir dann mitten in der Schlucht unterwegs. Die Routenbeschreibung 
          mit den beiden abwechselnden Wegseiten stimmt; jetzt sind wir auf dem 
          Schluchtboden angelangt. Und da kommen auch schon die ersten „Kletterstellen“. 
           
          Gut, dass unsere beiden Floriane schon groß sind! Jetzt können sie Marianne 
          und Martin immer wieder Hilfestellung geben; zumindest aber schon mal 
          die Rucksäcke hinunterreichen. Die „Stufen“ im Schluchtbett sind doch 
          tatsächlich teilweise mehr als mannshoch! Jetzt verstehen wir die Schwierigkeiten, 
          die unsere entgegenkommenden Wanderer hatten, um diese Stellen zu überwinden. 
          Die Steine sind zwar nicht schlüpfrig (da trocken), aber doch recht 
          glatt. Die Idee mit dem Hosenboden erweist sich tatsächlich als tauglich! 
          Man muß nur dafür Sorge tragen, dass man unten beim Aufkommen auf einem 
          festen Stein landet. Am Schluchtausgang nochmals eine kurze Rast; dabei 
          versuchen wir Ziegen mit unserem Brot zu füttern, sie zeigen sich aber 
          als recht scheu. 
           
          „Auf den Resten eines alten, gemauerten Maultierpfades geht es abwärts 
          in die Inlingias-Schlucht und auf der anderen Seite wieder leicht aufwärts, 
          bis man oberhalb auf eine Schotterstraße trifft.“ 
           
          Unsere Anopolis-Schlucht öffnet sich jetzt und von links stößt eine 
          größere Schlucht zu uns – das muß die Inlingias-Schlucht sein. Und da 
          haben wir ja auch schon die Überreste des angekündigten Pfades. Unten 
          kreuzen wir das querlaufende Schluchtbett und suchen den Anstieg – der 
          ist aber durch einen frischen Steinschlag verschüttet. Mühsam bahnen 
          wir uns einen eigenen Weg hoch. 
           
          „Auf der Schotterstraße nach links, leicht aufwärts bis hin zur nächsten 
          Gabelung. Hier läuft man nun rechts abwärts und biegt in der folgenden 
          Linkskurve rechts auf den alten Maultierpfad ein, der direkt nach Hora 
          Sfakion hinunterführt und an der Asphaltstraße endet. Von hier leiten 
          rechts Betonstufen zum alten Hafen.“ 
           
          Gut, dass wir nicht auf einige Deutsche gehört haben, die wir oberhalb 
          der Inlingias-Schlucht trafen und die hier in der Gegend schon seit 
          Jahren Ferien machen. Die hätten uns prompt auf einen falschen Weg geschickt. 
           
          Und so stehen wir nun glücklich am Beginn der Betonstufen und wissen 
          wiederum nicht, dass wir in wenigen Minuten hier unser Nachtquartier 
          im ersten Haus finden werden. Wir sind uns allerdings einig: wir haben 
          nicht allzu viel an Kilometern an diesem Tag geschafft – dafür hat der 
          Weg uns geschafft ! Es werden wohl so an die zehn mannshohe, teilweise 
          auch schon doppelt so hohe Schwellen im Schluchtbett gewesen sein. Junge, 
          was muß es da bei der Schneeschmelze abgehen! Jetzt können wir uns auch 
          vorstellen, warum manche Schluchten erst ab Mai begehbar sind. 
           
          Und noch ein Nachtrag: am Ortsausgang von Anopolis haben wir an der 
          Wand eines Schuppens einen Spruch entdeckt, der uns als Motto für diese 
          Fahrt gut gefallen würde: 
           
          „Every day in every way we get better and better! 
           
          Und dazu passt noch der alte Spruch von Kreta 1994, damals gefunden 
          am Heck eines alten Pickup: 
           
          „The best never rest!“ 
           
          Vorbei an einigen riesigen „Bougainvillea-Büschen (die heißen wirklich 
          so und befinden sich jetzt als Ableger, allerdings gekauft bei Aldi, 
          bei Marianne und Martin im Garten), an deren Farbenpracht sich Marianne 
          kaum satt sehen kann, geht es durch die Gassen von Hora Sfakion – uns 
          inzwischen fast schon vertraut – natürlich geradewegs zu Andreas und 
          einem wundervoll schmeckenden kühlen „Mythos“ (na ja, es waren wohl 
          eher gleich zwei....) 
           
          Auf die Frage, ob er nicht irgendwo eine ruhige Pension kennen würde, 
          hat Andreas schnell die richtige Antwort – 10.000 Drachmen für ein Dreibettzimmer 
          (diesmal ist Flobö turnusmäßig der Glückliche auf dem Fußboden....) 
          – ob das o.k. wäre? Klar, besser als wieder hoch zur Burg laufen. Und 
          die kennen wir ja nun auch schon. 
           
          Zehn Minuten später fährt – na was wohl? Klar, ein großer Pickup vor 
          und Martin und Flobe verstauen eilig die vier großen Rucksäcke und machen 
          sich mit dem Fahrer – der natürlich wiederum kein Wort deutsch oder 
          englisch versteht – durch das Straßengewirr immer höher hinauf in Hora 
          Sfakion. Groß ist die Überraschung, als der Wagen am Haus direkt oben 
          neben der gerade noch begangenen Betontreppe hält! 
           
          Die beiden laden alles aus und bringen die Rucksäcke schon mal ins recht 
          saubere Zimmer; danach gehen sie hinunter über die altvertrauten Wege 
          zum Hafen und holen Marianne und Flobö ab. Wir beraten kurz, ob wir 
          nun auf den Benzinbrenner umsteigen sollen – in Anbetracht der Tatsache, 
          dass die dazu notwendige Auffüllung der Benzinflasche nur an der weit 
          oberhalb von Hora Sfakion gelegenen Tankstelle möglich wäre, setzen 
          wir weiter auf den Gasbrenner. 
           
          Leider kein ganz glücklicher Entschluß – das Kochen unserer Linsensuppe 
          auf dem Balkon vor unserem Zimmer ist recht langwierig – es kommt einfach 
          keine rechte Hitze aus dem Apparat! Allerdings ist die Kartusche auch 
          ziemlich am Ende. Mal sehen, ob wir morgen bei Andreas was neues bekommen 
          können. Dafür können wir aber einen schönen Sonnenuntergang entlang 
          der Südküste beobachten. Nach dem Essen ziehen sich M&M schon mal zur 
          wohlverdienten Ruhe ins Zimmer zurück; die beiden Jungen sind noch nicht 
          richtig müde und machen sich „auf in die Kneipen“ von Hora Sfakion. 
          Und an denen mangelt es hier natürlich in keiner Weise! Der eine oder 
          andere Ouzo wechselt dabei – ihren Erzählungen nach - am Hafen seinen 
          Besitzer... 
           
           
          Donnerstag, 11.10., 6. Tag 
           
          Wieder ein strahlender Morgenanfang auf Kreta! Flobö hat es heute sehr 
          eilig – noch vor dem obligatorischen Kaffee verlässt er unser heimeliges 
          Zimmer und spurtet hinunter ins Dorf, um dort eine 1½ -Liter-Flasche 
          Mineralwasser zu erstehen. Flobe berichtet derweilen von den nächtlichen 
          Erlebnissen am Hafen. 
           
          Ansonsten fängt der Tag langsam und gemütlich an. In Ruhe und ausgiebig 
          wird geduscht; das Wasser ist noch einigermaßen temperiert – bei den 
          Außentemperaturen braucht man aber auch keine ganz heiße Dusche. 
           
          Dann mehrere Kaffees, aus den Thermobechern auf unserem Balkon genossen; 
          dazu Martins erste Frühstückszigarre. Dann machen wir uns ans Zusammenpacken 
          der Ausrüstung und entrichten unten im Garten bei der Wirtin unseren 
          Obolus im Austausch für unsere Ausweise. 
           
          Dann geht es die inzwischen schon altvertrauten Treppchen hinunter ins 
          Zentrum; dort statten wir dem kleinen Supermarkt einen ausgiebigen Besuch 
          ab und besorgen die notwendigen Nudeln für das Abendessen. Dazu soviel 
          an Getränken, wie wir tragen können. 
           
          Denn nun steht eine Strecke auf dem E4 an, entlang der Küste, die wir 
          in zwei Tagen bewältigen wollen. Und direkt daran anschließen soll sich 
          – nach unseren inzwischen recht festen Planungen – der Aufstieg durch 
          die Aradhena-Schlucht. Danach werden wir das jetzige Zielgebiet verlassen 
          und hinüber in die Gegend von Frangokastello wechseln. Heute heißt das 
          erst einmal, die Ausfallstraße hinaus in Richtung Anopolis nehmen – 
          und das bedeutet zunächst einmal eine starke Steigung. In einer der 
          Serpentinen geht es dann ab auf den E4; Richtung Sweetwater-Bay. Die 
          letzte gestrige Gruppe hat uns den Mund auf Sweetwater-Bay wässrig gemacht 
          – dort wollen wir eventuell heute abend direkt am Strand übernachten. 
          Der Grund liegt auf der Hand: „Sweetwater“ bedeutet frische Trinkwasserquellen, 
          die dort unmittelbar am Strand entspringen sollen. Und das bedeutet 
          für uns Wassersicherheit für den Abend und damit verbunden ein geringeres 
          Marschgepäck bis dahin. 
           
          Für die nächsten beiden Tage haben wir zumindest noch einmal in Loutro 
          Gelegenheit zum Nachkaufen von Lebensmitteln; wir brauchen also nur 
          Dinge für heute bzw. morgen früh. Beim Bäcker nebenan erstehen wir Brot 
          für`s Frühstück und gefüllte Schafskäse-Blätterteigtaschen; noch warm 
          (und nicht ganz billig) 
           
          Damit ziehen wir uns zurück zum Hafen, wo wir uns – noch schön im Schatten 
          gelegen – zum Frühstück niederlassen. Den beiden Jungen scheint es heute 
          nicht so richtig zu schmecken – auch die Getränkewahl zum Frühstück 
          deutet auf die etwas längere Nacht hin. Wir sitzen und beobachten die 
          Scharen der Touristen, die wie scheinbar an jedem Tag jetzt das 10:30 
          Uhr-Boot stürmen; vermutlich unterwegs zur Samaria-Schlucht. Wir können 
          von unserem schattigen Plätzchen auch sehr schön die ansteigende Straße 
          verfolgen, bereits in gnadenloser Sonneneinstrahlung liegend. 
           
          Wegen dieser wenig ermutigenden Ansicht lassen wir uns mit dem Frühstück 
          doch recht viel Zeit. Erst nach 11 Uhr beginnen wir mit den eigentlichen 
          Marschvorbereitungen. Und die bestehen in erster Linie aus dem Einreiben 
          mit Sonnenschutzmitteln mit starkem Lichtschutzfaktor. Stundenlang werden 
          wir jetzt ohne Schatten auskommen müssen. 
           
          Flobö ist froh, dass die Sonne ihn an diesem Tag vor allem von der linken 
          Seite bräunen wird (seine rechte Seite ist bereits etwas angegriffen). 
          Im Supermarkt dann ein letztes Getränkefassen: jeder nimmt 1½ Liter 
          Trinkwasser mit; je 1½ Liter Wein wird zusätzlich von jeweils 2 Leuten 
          in die Trinkwasserflaschen umgefüllt. So ausgerüstet geht es gegen halb 
          zwölf dann endlich los – eigentlich schon zu spät bei dieser Hitze! 
           
          Immer wieder kommen uns auf der Straße Grüppchen von Leuten entgegen 
          und grüßen freundlich; wir dagegen schleppen und mit unserem doch arg 
          schwer drückenden Gepäck kontinuierlich den Hang weiter hoch. Der erste 
          Taleinschnitt ist es dann dummerweise auch nicht; erst im zweiten Tal 
          stoßen wir auf den Ausgang der Inlingias-Schlucht (samt ziemlich leerstehendem 
          Hotel unten am Strand). Von hier aus ist es jetzt nur noch ein kleines 
          Stück – und dann geht es in einer Kehre geradeaus weiter auf den E4. 
          Hier macht sich gerade eine schweizer Wandergruppe fertig; wir lassen 
          sie vorziehen. Der Weg ist weit einsichtbar; und auch teilweise ziemlich 
          ausgesetzt! Trotzdem eine atemberaubende Kulisse! Links erstreckt sich 
          azurblau das Meer; rechts steigen die Felsen auf. 
           
          „Anschließend von der Straße nach Anopolis etwas mühsam über Felsplatten, 
          tiefen Kies und einem schön ausgebauten Weg das Steilufer 200 m hinunter. 
          An einigen Stellen ist der Weg in die Felsen hineingeschlagen.“ 
           
          
              
              
             
          
           
           
          Der Weg hat es wirklich in sich! Aber auch ständig aussichtsreich. Wir 
          bleiben immer wieder stehen und genießen die Aussicht. Kurz vor Erreichen 
          der Sweetwater-Bay dann noch ein kleines Stückchen Kletterei über Blockfelder 
          (aber zum Glück nicht mit den norwegischen Blockfeldern zu vergleichen!), 
          und dann haben wir den Strand direkt vor uns. Als erstes springen einem 
          aber förmlich die vielen Nackten ins Auge, die sich hier tummeln! Nun 
          gut, warm genug ist`s ja dafür – und uns stört es nicht. Ein alter Mann, 
          um die achtzig, braunledrig von der Sonne gebrannt, fällt uns deswegen 
          besonders auf, weil er als Schutz gegen die Sonne einen Fahrradhelm 
          trägt. 
           
          Nach den letzten Felsen, unter deren Schatten sich überall Badelustige 
          aufhalten oder ihre Laken ausgebreitet haben, erreichen wir dann den 
          eigentlichen Strand. Wir haben ihn uns ein wenig anders vorgestellt; 
          aber wir nehmen ihn auch so hin, wie er sich uns jetzt präsentiert: 
          eine langgezogene Bucht; unterhalb eines gigantischen Berghanges – davor 
          ein ca. 30 m breiter Streifen aus Kieseln. 
           
          In regelmäßigen Abständen haben sich auch hier Nackte zum Sonnenbad 
          niedergelassen. Wir tun also gut daran, uns ebenfalls möglichst schnell 
          an einem freien Plätzchen unserer Kleider zu entledigen. Die beiden 
          Jungen sind etwas prüde und behalten die Hosen an; Marianne und Martin 
          passen sich schneller dem hier herrschenden Trend an. Klar, dass wir 
          danach als erstes zum Wasser hinuntergehen und ein erfrischendes Bad 
          nehmen. Und das ist bei diesen Lufttemperaturen erfrischend! Hilfreich 
          erweisen sich dabei die Teva-Sandalen – nicht nur beim Überqueren des 
          steinigen Strandes, sondern auch, weil sie einen durch die integrierten 
          Shock-Pads mit ihrem Luftpolster beim Schwimmen (besser gesagt: dümpeln) 
          auf dem Rücken gut über Wasser halten. 
           
          Martin lässt sich überreden, direkt vom Wasser aus Bilder zu machen 
          (weil er naturgemäß am besten über Wasser bleibt.....). Danach bauen 
          wir das Salewa-Innenzelt auf – stellen es aber schräg mit den Wanderstöcken 
          und erhalten so einen kleinen schattigen Platz. Ziegen stellen sich 
          bald darauf auch ein und inspizieren die Angelegenheit (oder wollen 
          sie eher Marianne begutachten, die sich hier nahtlos bräunen lässt?) 
           
          Also, mit dem Schatten hapert es hier am Strand natürlich ein wenig. 
          Das hochgestellte Salewa bietet gerade mal Schutz für ein bis zwei Personen 
          (je nachdem, wie klein man sich hinter dem Zeltboden macht); die Jungen 
          haben mit ihrem Rondane sogar unüberwindbare Schwierigkeiten – das bekommt 
          man einfach nicht hochkant gestellt! 
           
          Nach einiger Zeit trollen sie sich, gefolgt von Martin, dann zur Bar 
          am Ende des Strandes; hier gibt es kühle Getränke und auch ein kleines 
          Häppchen zu essen. Während Martin bald wieder mit einer kalten Limo 
          zu Marianne zurückkehrt, bleiben die Jungen an der Bar hängen. Marianne 
          und Martin nutzen dafür die Gunst der Stunde zu mehreren ausgiebigen 
          Schwimmanlässen. 
           
          Dabei beobachten sie Erstaunliches: auf einer Art „Liege“, aus zusammengetragenen 
          Felsbrocken und Kieselsteinen errichtet, beginnt einer der beiden Alten 
          eine meditative Yogaübung in der prallen Sonne; d.h., ausgestreckt, 
          Kopf nach unten, beide Beine wie eine Kerze in die Höhe gestreckt, das 
          Ganze etliche Minuten in der prallen Hitze (seine Badematte als Unterlage 
          muß sich der Mann vorher wiederholen, da Flobö sie als Badeboot zweckentfremdet 
          hat). Der zweite Mann macht das noch perfekter: er zieht sich eine Folie 
          wie eine Art Sack über den Körper und sitzt dort in seiner privaten 
          Sauna ebenfalls für viele Minuten völlig still und zufrieden. Für uns 
          bei diesen Temperaturen unvorstellbar! 
           
          So vergeht der Tag mit süßem Nichtstun. Nach geraumer Zeit kehren auch 
          die beiden Jungen zurück und wagen sich ebenfalls ins kühle Naß. Schön 
          ist es, dass man nach einem Bad im warmen Meerwasser direkt zu einer 
          der vielen Süßwasserquellen gehen kann, um sich dort ausgiebig das Salz 
          abzuduschen. Dafür stehen an den Quellen Eimer bereit. So kann man sich 
          das erfrischende Wasser direkt über den Körper schütten. Damit die Quellen 
          nicht verschmutzt werden, sind grobe Segeltuschplanen drübergelegt. 
           
          Nach und nach sinkt die Sonne im Westen tiefer. Gegen fünf Uhr setzt 
          rings um uns herum eine allgemeine Aufbruchstimmung ein. Die Nackedeis 
          kleiden sich an; Liegematten und Eßkörbe werden zusammengepackt und 
          allmählich setzen sich die Leute in Richtung Bar in Bewegung. Und dies 
          hat seinen guten Grund! 
           
          Vom dortigen Anleger aus starten nun nach und nach Boote in Richtung 
          Hora Sfakion oder Loutro. Für unsere Mitgäste war das also nur ein Tagesausflug 
          zu einem – zugegebenermaßen – schönen Strand. Zurück bleiben nur wir 
          und unsere beiden Eremiten. Der eine oder andere Wanderer taucht in 
          der folgenden Stunde noch kurz auf; nimmt eventuell ein kurzes Bad und 
          verschwindet dann wieder in den Felsen der anderen Strandseite. 
           
          Gegen 19 Uhr sind wir dann mit den Eremiten ganz allein. Und siehe da: 
          jetzt kommen wir mit ihnen problemlos ins Gespräch! Es sind zwei ehemalige 
          Piloten der griechischen Luftwaffe; beide über 80 Jahre alt. Sie verbringen 
          hier den Sommer; ab Mai, allein am Strand. Sie haben sich dafür die 
          oben offenen Hütten gebaut – jeder sein eigenes Haus – und ernähren 
          sich ausschließlich vom hier sprudelnden Süßwasser und frischen Nüssen, 
          die sie in Hora Sfakion kaufen. Sie sprechen gut englisch und versichern 
          uns, dass wir das Wasser gefahrlos trinken können. 
           
          Danach ziehen sie sich schon bald in ihre Refugien zurück. Ab und zu 
          sieht man noch ihre Köpfe über den niedrigen Steinmäuerchen auftauchen 
          – danach haben sie sich wohl zur Ruhe begeben. 
           
          Als die Sonne über uns die letzten Felsen aufleuchten lässt, ziehen 
          auch wir uns wieder etwas mehr an und treffen die Vorbereitungen für 
          die Nacht am Strand. Marianne und Martin nutzen dafür das Innenzelt 
          des Salewa – bei geöffneten Mückennetzen können sie so einen Teil des 
          Sternenhimmels genießen. Die Jungen verzichten ganz auf einen Zeltaufbau: 
          Boden und Innenzelt als Unterlage bilden sozusagen das Bett; darauf 
          liegen die Isomatten; ein wenig geschützt gegen die Steine. Im Licht 
          der untergehenden Sonne sitzen wir dann unter der majestätischen Felswand 
          und beginnen mit den Vorbereitungen für das Abendessen. „Nudelpfanne“ 
          steht heute auf dem Speiseplan; wir sind inzwischen – außer den beiden 
          Eremiten, etwa 15 Meter von uns entfernt – ganz allein. Jetzt warten 
          wir darauf, was aus unserer Nudelpfanne wird – vielleicht wäre es doch 
          besser gewesen, den Benzinbrenner mitzunehmen? Aber vielleicht sind 
          die neu erworbenen Gaskartuschen ja auch besser – wir werden sehen! 
           
          Und hier einige wörtliche Sequenzen aus unserem elektronischen Reisetagebuch: 
           
          „Nachtrag. Florian Beste hat inzwischen ein Mini-Haus gebaut, mit Vorgarten 
          und einem gepflasterten Eingang und zwei wunderbaren, dorischen Säulen 
          links und rechts vom Eingang. Mal gucken, ob wir das bei diesem Licht 
          noch drauf kriegen auf`s Foto.“ 
           
          „Noch ein Nachtrag zu Donnerstagabend: eigentlich sind es nur Hiobsnachrichten! 
          Als erstes brach Florians dorischer Tempel kurz nach dem Fotografieren 
          zusammen – man meinte, es hätte in Afghanistan sein können! Und als 
          nächstes klappte es mit der Nudelpfanne natürlich nicht – der Brenner 
          tat sein Möglichstes – das war aber leider ein bisschen wenig. Die Konsistenz 
          der Nudeln ließ also sehr zu wünschen übrig. Dazu kam noch eine Einzentimeterschicht 
          (andere sagten: zwei) unten auf dem Boden, der angebrannt war. Eine 
          gute Nachricht gibt`s aber auch noch: nach dem Weggang der Touristen 
          haben wir freie Möglichkeiten zum Toilettengang....“ 
           
           
          Freitag, 12.10., 7. Tag 
           
          Und jetzt ist schon Freitagmorgen – wir stehen in der aufgegangenen 
          Sonne und haben einige Fototermine hinter uns. Martin hat versucht, 
          mit Ministativ und Drahtauslöser den Zauber der aufgehenden Sonne auf 
          Dias zu bannen – vielleicht ist es ja sogar was geworden. Besser als 
          viele Fotos ist es natürlich, diese Momente live mitzuerleben, wenn 
          sich die erste Dämmerung zeigt und der Himmel sich im Westen zu färben 
          beginnt. Und es ist schon en beeindruckender Moment, wenn sich die Sonne 
          dann tatsächlich hinter den Felsrücken emporschiebt und urplötzlich 
          alles in blendendes Frühlicht taucht. Etwas, was man weder mit Worten 
          noch mit Bildern richtig erfassen kann – schön, wenn man es – so wie 
          wir heute morgen – fast schon andächtig bei einem ersten dampfenden 
          Kaffeebecher – miterleben kann! Für solche Momente lohnen alle vorausgegangenen 
          Strapazen! Halb acht war Sonnenaufgang – um acht Uhr sitzen wir bereits 
          beim Frühstück zusammen. 
           
          Es gibt noch 14 Scheiben Brot – so viel konnten wir noch aus unserem 
          Leib schneiden; dazu eine dem Ort angepasste „Feinschmecker-Platte“ 
          und ein kleines Leberwürstchen; beide weitgereist aus dem Esloher Aldi. 
          Was haben vorher alle geschrien – von wegen Separatorenfleisch usw. 
          Jetzt aber schmeckt es allen prächtig! 
           
          Wir sind nun ganz allein am Strand; unsere beiden Eremiten haben sich 
          schon bei Sonnenaufgang – ganz manierlich gekleidet und kaum wiederzuerkennen 
          – mit Rucksäcken auf den Weg nach Hora Sfakion gemacht. Marianne versucht 
          sich als Diskuswerferin: sie wirft von weitem eine Rolle Toilettenpapier 
          in unser Innenzelt und vergisst dabei, dass dort unser Gasbrenner aus 
          Windschutzgründen aufgebaut ist. Zum Glück ist sie nicht besonders zielsicher. 
          So bleibt dem Salewa das Schicksal der Abfackelung erspart! 
           
          Um halb neun lassen wir unsere Hüllen fallen (teils ganz, teilweise 
          immer noch ein wenig schamhaft verhüllt) und stürzen uns erneut ins 
          warme Mittelmeer. Und das ist, wie schon gestern, ein echter Genuß! 
          Das Wasser ist angenehm warm; wir paddeln träge herum und beobachten, 
          wie sich die Sonnenstrahlen immer weiter in die Felswand über uns vortasten. 
          Danach machen wir uns in aller Ruhe ans Abbauen und Zusammenpacken – 
          viel ist es ja heute nicht. 
           
          Als einige Frühwanderer in die Bucht kommen, kleiden wir uns auch wieder 
          züchtig an (bei diesem Wetter sind natürlich kurze Sachen angesagt) 
          und machen uns gegen 10 Uhr auf den Weiterweg nach Westen. Die uns begegnenden 
          Wanderer sind teilweise recht stur; einige nehmen die Bucht überhaupt 
          nicht wahr und stapfen verbissen von einem zum anderen Ende durch. 
           
          Der erste Anstieg des Tages ist zwar nicht besonders schwierig, aber 
          doch recht steil; der Weg führt hoch hinauf über den kleinen Fähranleger. 
          Wir geraten mit unserem Marschgepäck bald ins Schwitzen. Von oben dann 
          eine weite Aussicht hinauf auf`s Meer und eine noch etwas entfernt liegende 
          kleine Kirche , schneeweiß vor dem blauen Hintergrund. Es ist die „Agios 
          Stavros Kapelle“ und unser erstes heutiges Etappenziel. 
           
          
              
              
             
          
           
           
          „Nach dem Aufstieg vom Kiesstrand geht es über eine Halbinsel mit 
          der Agios-Stavros-Kapelle. Von dort wieder hinunter zu einem Kiesstrand, 
          wieder hinauf und in etwa 60 Meter Höhe Richtung Westen. Über eine Felsnase 
          hinunter zum ersten kleinen Haus von Loutro.“ 
           
          Aber soweit sind wir noch nicht. Bei der Kapelle angekommen machen wir 
          eine längere Pause; die Kapelle selbst ist recht schlicht. Die vielen 
          Bänke ringsum zeigen aber, dass hier ab und zu wohl mal ein größeres 
          Fest gefeiert wird. 
           
          Nachdem wir den Innenraum erkundet haben – viel gibt es allerdings da 
          nicht zu sehen, lassen wir uns draußen auf den Stufen im Schatten nieder 
          und genießen den weiten Blick hinaus auf`s offene Meer. 
           
          Diese Südküste scheint im Oktober von der Sonne verwöhnt zu werden! 
          Uns ist sie aber beinahe schon zu viel – jedenfalls halten wir uns gerne 
          im Schatten auf, wann immer sich dafür eine Möglichkeit ergibt. Marianne 
          nutzt diese Gelegenheit zu einem Gruppenfoto mit Kapelle. 
           
          Der Weiterweg führt dann , wie beschrieben, an der Küste entlang. Loutro 
          kann man schon von weitem sehen – wir ahnen, dass wir bis dahin noch 
          einige Zeit brauchen werden. Das ist aber kein Problem, denn die heutige 
          Tagesetappe soll uns nur bis zur Marmara-Bucht bringen. Von dort wollen 
          wir morgen dann in die Aradhena-Schlucht hochschwenken. 
           
          Trinkwasser haben wir für die nächsten Stunden auch reichlich; wir können 
          also in aller Ruhe den Weiterweg unter die Füße nehmen und gleichzeitig 
          die tolle Aussicht genießen. So gegen elf Uhr nähert sich dann Loutro 
          das Fährschiff, von Hora Sfakion kommend. Vor wenigen Tagen waren wir 
          dort noch an Bord. Jetzt erleben wir von der Landseite her, wie nacheinander 
          die beiden Anlegestellen angelaufen werden. 
           
          Loutro ist dann doch bald erreicht und wir fragen uns zu einem kleinen 
          Minimarkt durch, wo wir uns dankbar draußen vor der Kühltheke auf dem 
          Boden niederlassen. Die Stimmung ist – auch angesichts der kühlen und 
          erfrischenden Getränke – auf einem ersten Tageshoch 
           
          Den Markt nutzen wir dann auch für ein ausgiebiges Frühstück. Wir holen 
          für jeden zwei Brote; dazu Tomaten und Gurken; Schinken und Schafskäse. 
          Damit stellen wir uns neben dem Minimarkt leckere, belegte Paninis her 
          – Marianne und Martin müssen schon nach dem ersten Brot aufgeben und 
          packen sich den Rest für ein zweites Frühstück ein. Allerdings haben 
          auch etliche Ameisen von unseren aufgebauten Vorräten Wind bekommen; 
          wir müssen Käse, Schinken und Tomaten eiligst vom Boden hoch auf unsere 
          an der Hauswand lehnenden Rucksäcke umquartieren. 
           
          Danach geht es weiter nach Loutro hinein. Und dieses Loutro besteht 
          eigentlich nur aus Restaurants und Hotels! Alles ist in Privatbesitz 
          (und dementsprechend gekennzeichnet). Wir nutzen den einzigen Baum an 
          der Engstelle zwischen den beiden Ortsteilen als Rastplatz – hier scheint 
          so eine Art Niemandsland zu sein. Flobe träumt immer noch davon, hier 
          mal zu schnorcheln oder zu tauchen. Von hier aus löst sich auch ein 
          Rätsel auf, dass sich uns früh am Morgen stellte: wir sahen mehrmals 
          Boote mit Müllsäcken, die ihre Fracht nebenan in einer kleinen Bucht 
          abluden. Wir waren schon enttäuscht, wie die Loutraner hier anscheinend 
          ihr Müllproblem durch wildes Abkippen beseitigen würden. Aber siehe 
          da: jetzt kommt ein größeres Fährschiff und legt ebenfalls dort an – 
          und auf der Fähre steht ein ausgewachsener Müllwagen, der vom Schiff 
          anscheinend an der Küste entlanggefahren wird, um unterwegs den Müll 
          einzusammeln. Gute Idee von den Leuten! 
           
          Klar wird uns auch, warum hier alles im Prinzip mit Sackkarren gefahren 
          wird – Straßen führen aus Loutro nirgendwo hin! Marianne und Martin 
          entdecken auf ihrem Rundgang am Ende des Ortes zwar ein Hotel, vor dem 
          zwei Autos stehen – die können aber nur vom Hafen ein paar Meter hoch 
          zu diesem Hotel fahren – mehr ist auch für Allradfahrzeuge nicht drin. 
          Die Festung, die wir vor kurzem vom Schiff aus gesehen haben, ist nicht 
          mehr als eine Ruine – zum Übernachten hätte das hier nicht getaugt. 
          Dafür liegt sie auch zu nahe am Ort. 
           
          Im Ort selbst ist nichts los – wenn man vom gigantischen Angebot an 
          Tavernen, Restaurants und Hotels absieht, wo die Kellner geduldig auf 
          Kundschaft harren. Die Preise sind aber auch dementsprechend. Allerdings 
          ist das Nahrungsmittelangebot überwältigend – wenn man genügend Geld 
          hat, braucht man hier nur zugreifen! Moussaka, Fischgerichte, alles 
          in großen Mengen! Das Ganze ist aber nicht unbedingt unser Fall; zumal 
          wir gerade ja noch gefrühstückt haben. Auf einem Großbildschirm versuchen 
          wir einige Neuigkeiten über den Krieg zu bekommen – viel ist aber nicht 
          zu sehen. Wieder zurück bei den Jungen schreiben wir Postkarten und 
          beobachten vereinzelte Schwimmerinnen (dabei fällt uns unwillkürlich 
          der Spruch ein: „Werft den Wal zurück ins Meer“). Andere versuchen sich 
          in offenen Paddelbooten. Ob die mit ihrer Minimaltechnik weit kommen 
          werden? 
           
          Gegen drei Uhr kaufen wir für den Rest des Tages ein; die normale Ration 
          Trinkwasser; jeder 1 ½ Liter; dazu die entsprechende Menge an Rotwein. 
           
          Der Weiterweg gestaltet sich etwas schwierig. Wir verpassen den markierten 
          Einstieg und müssen quer durch eine Hotelanlage hindurch. Schweißtreibend 
          geht es hoch hinauf zur Burg; dort machen wir pflichtschuldig einen 
          Rundgang und einige Fotos; eine lange Kette Wanderer bringt uns dann 
          wieder zurück auf den E4. Vor hier aus geht es ein staubiges Wegstück 
          hoch hinauf; dort haben wir eine schöne Aussicht hinunter ins Nachbarörtchen. 
          An dem müssen wir aber ebenfalls oberhalb vorbeilaufen; immer den E4-Zeichen 
          folgend. Wir wissen aber aus dem Reiseführer, dass sich im nun folgenden 
          Örtchen „Nico`s“ Kneipe befindet, über dessen Terrasse sich der E4 hinwegschlängeln 
          soll. Hört sich gut an!! Und schon sind wir im Abstieg hinunter ins 
          zweite Dörfchen (eigentlich nur zwei, drei Häuser, an denen kräftig 
          gebaut wird). 
           
          
              
              
             
          
           
           
          Und tatsächlich – über die Terrasse! Da kann keiner widerstehen! Eine 
          Bilderbuch-Taverne, wie man sich das in Griechenland vorstellt; mit 
          Efeulaub überdeckt; gedeckte Tische – und sofort sitzen wir dran! 
           
          Marianne weist darauf hin, dass es wohl kein Efeu ist, sondern eher 
          Weinranken – das klingt aber genau so gut! Katzen gibt es hier in rauhen 
          Mengen – schwarze, getigerte, braune; dazu eine großer Kater, der argwöhnisch 
          die Gäste im Auge und sein Revier fest im Griff hat. 
           
          Der Baulärm der Maschinen stört zwar ein wenig; wir kommen mit Nico 
          ins Gespräch und er erklärt uns, dass er die ganze Terrasse vergrößern 
          muß, da sonst die Kapazitäten nicht mehr ausreichen würden. 
           
          Und der „Verkehr“ an Wanderern, die hier durchkommen, ist wirklich gewaltig. 
          Und wir sind der einhelligen Meinung, dass jeder Wanderer, der hier 
          einfach nur durchläuft, selber Schuld ist! Nach einem ersten Bier gelüstet 
          es den Jungen nach Essen; sie bestellen einen griechischen Salat, der 
          mit seinen dicken Käsescheiben und dem Öl samt Kräutern auch wirklich 
          sehr gut aussieht. Dazu wird frisches Brot gereicht – alles sehr lecker! 
           
          Marianne und Florian gönnen sich dazu noch einen Eiskaffee; danach geht 
          es so gestärkt an das letzte Stück der heutigen Etappe; zusätzlich versorgt 
          mit Nico`s Informationen über den richtigen Weiterweg. 
           
          Nach diesen Informationen soll es bis zur Marmara-Bucht nur noch eine 
          gute halbe Stunde sein; allerdings schwierig zu laufen. Nun gut, bei 
          unserem Tempo wird das vielleicht eine knappe Stunde werden. Auch der 
          Reiseführer spricht dazu eine deutliche Sprache: 
           
          „Von den Häusern geht es zuerst am flachen Strand entlang, dann einige 
          Felsstufen hinaufklettern und dann eine hundert Meter lange luftige 
          Querung am 50-m-Abbruch – dann haben wir das schwierigste Wegstück der 
          Tour hinter uns. Über einige Felsplatten, immer den Wegmarkierungen 
          folgend, geht es dann abwärts zur Marmara-Bucht.“ 
           
          Und so kommt es dann auch! Vor dem Aufbruch können wir noch beobachten, 
          wie zwei Bauarbeiter nach und nach vier große Laster und eine Raupe 
          auf das große Fährschiff fahren, das hier bei Bedarf anscheinend anhält. 
          Unser Weg führt also erst am Strand entlang und klettert dann steil 
          aufwärts; teilweise müssen wir die Hände zu Hilfe nehmen. Über einen 
          Felsenbogen geht es dann auf die angekündigte „luftige Querung“. 
           
          Und bei dieser Querung sollte man wirklich beim Laufen nicht unbedingt 
          hinunter zum tief unter uns liegenden Meer schauen! Irgendwelche Sicherungsseile 
          oder dergleichen gibt es nicht. Wirklich gefährlich ist es zwar nicht 
          – man muß halt nur höllisch aufpassen, dass man nicht über einen Stein 
          stolpert und aus dem Gleichgewicht kommt... 
           
          Aber auch dieses Wegstück ist bald geschafft und oben geht es einfacher 
          weiter. Es ist eine Art Felsenterrasse, über die wir nun laufen; die 
          gelb-schwarzen Markierungsstangen immer in Sichtweite. Bald schon senkt 
          sich der Weg und vor uns taucht ein Taleinschnitt auf. Sollte das schon 
          die Marmara-Bucht sein? 
           
          Sie ist es! Die Sonne ist inzwischen schon hinter den Felswänden verschwunden 
          – und wir sind zuerst ein wenig enttäuscht von der Bucht. Wir sehen 
          beim Näherkommen, dass es nur ein winziges Stückchen Strand ist (verglichen 
          mit der weitläufigen Sweetwater Bay); am Gegenhang sind einige Hütten 
          und zumindest ein kleines Restaurant. Deutsche, die uns entgegenkommen, 
          bestätigen uns, dass es sich hier tatsächlich um die Marmara-Bucht handelt 
          und preisen ihre Schönheit. 
           
          Der Strand ist aber wirklich nichts Besonderes! Wir nehmen ein kleines 
          Plateau oberhalb der Bucht für uns in Beschlag um darauf zu nächtigen, 
          und machen uns dann auf hinunter zum Wasser, um ein erfrischendes Bad 
          zu nehmen. „No nudism“ steht auf einem Schild; ein Hinweis, den eine 
          junge Dame in den Felsen aber kalt lässt... 
           
          Wir dagegen schwimmen züchtig bekleidet und finden neben dem Strand 
          einige Felsenhöhlen, in die man gut hineinschwimmen kann. Dennoch – 
          so etwas würden wir nicht als schönen Strand bezeichnen! Danach geht 
          es wieder hinauf zum Lagerplatz; hier bauen wir unser Salewa auf; die 
          Jungen wollen auf den herumstehenden Campingliegen nächtigen. Eine Nachfrage 
          bei den Leuten der Taverne ergibt, dass dagegen wohl niemand Einwände 
          hat; auch nicht gegen unser freies Campen hier. 
           
          Morgen können wir dort oben ab acht Uhr Frühstück bekommen; auch Trinkwasser 
          – das ist gut, denn wir haben auch kein Brot mehr! Kochen wollen wir 
          heute nicht mehr; die Jungen sind noch vom Salat satt. So genießen wir 
          den inzwischen schon nächtlichen Blick aus dem Zelt heraus (ohne Überdach 
          aufgebaut) oder direkt von den Liegen auf`s Meer; die Lampe der Taverne 
          beleuchtet die Szenerie so, dass es wie Mondschein aussieht. Alles in 
          allem richtig romantisch! Wir genießen noch ein, zwei Becher Wein dabei. 
           
          Aber wie heißt es in einem Sprichwort so schön: „Wie man sich bettet, 
          so schläft man“? Damit hat Flobe nun ein gewisses Problem: seine Liege 
          klappt immer wieder zusammen. Fluchend sucht er unter den herumstehenden 
          anderen Liegen nach vollwertigem Ersatz; leider fehlen an den meisten 
          Liegen wichtige Schrauben und Muttern. Es dauert ein Weichen, bis er 
          zufrieden ist. Und man kann es kaum glauben: bereits um zwanzig Uhr 
          (es ist natürlich inzwischen schon richtig dunkel) beginnt für uns die 
          erholsame Nachtruhe! 
           
          
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