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          Dienstag, 16.10., 11. Tag 
           
          Um acht Uhr haben wir schon den ersten Kaffee getrunken; heißes Wasser 
          zum Duschen steht in ausreichendem Maße zur Verfügung; jetzt sind wir 
          dabei, unsere Rucksäcke so zu packen, dass wir bei einem kurzen Umziehen 
          nicht alles auspacken müssen. Um zehn Uhr soll unser Bus nach Hora Sfakion 
          unten (am Minimarket) an der Haltestelle abgehen. 
           
          Wir bringen das Zimmer wieder in einen tadellosen Zustand; ein junger 
          Mann nimmt dann den Schlüssel in Empfang und wir bekommen von ihm sogar 
          eine Internetadresse, über die wir bei künftigen Fahrten dieses Appartement 
          wieder buchen können. Vielleicht wird es ja wirklich mal dazu kommen, 
          wer weiß? Wir verabschieden uns von ihm und machen noch zwei Fotos vom 
          Gebirge. 
           
          Dann machen uns gegen neun Uhr auf zum Minimarket. Dort unterhalten 
          wir uns noch lange mit Nicole (ihre Adresse lassen wir uns geben und 
          werden ihr auch tatsächlich zu Weihnachten ein Bild schicken!); kaufen 
          Brot und frühstücken vor dem Laden. In der Sonne sitzend warten wir 
          auf den Bus. 
           
          Der kommt auch pünktlich; es sind kaum Leute im Bus und die Fahrt kostet 
          nicht viel. Über die inzwischen gut vertrauten Gegenden geht es nun 
          zurück nach Hora Sfakion. Hier steht schon der Bus nach Vrisses bereit, 
          hat aber die Türen noch nicht geöffnet. So können wir noch schnell alle 
          notwendigen Dinge erledigen. Martin kauft die Tickets; die beiden Jungen 
          spurten zu Andreas und holen den dort immer noch deponierten Benzinbrenner 
          sowie die defekte Videocamera. Denn die ist leider seit unserem ersten 
          Aufenthalt in Anopolis hinüber! So haben wir nur eine einzige 45-Minuten-Cassette. 
           
          Dann bleibt doch noch Zeit für einen vernünftigen Abschied von Andreas; 
          auch von ihm lassen wir uns die Adresse geben und auch er wird pünktlich 
          zu Weihnachten (genau wie der Hirte in der Imbros-Schlucht) von uns 
          Post erhalten. 
           
          Das Einsteigen in den Bus gestaltet sich etwas schwierig, da sich inzwischen 
          jede Menge Leute vor der immer noch geschlossenen Bustür drängeln. Da 
          fast alle aber Rucksäcke dabei haben, nutzen wir die Gunst der Stunde 
          und teilen uns in zwei Gruppen auf, als der Fahrer zuerst einmal die 
          Gepäckklappen am Bus öffnet. Dorthin strömen nun natürlich fast alle 
          hin – nur Marianne und Martin steigen schon mal ohne Gepäck ein und 
          belegen vier schöne Plätze, während sich die beiden Jungen um das Verladen 
          der vier Rucksäcke kümmern. 
           
          Dann geht es mit dem bis auf den letzten Platz besetzten Bus ein letztes 
          Mal die Steigung aus Hora Sfakion hinauf; an der Abzweigung nach Komitades 
          führt unsere Strecke dann aber parallel zur Imbros-Schlucht in vielen 
          Serpentinen die schlecht geteerte Verbindungsstraße hinauf. Unterwegs 
          kommen uns viele Radfahrer entgegen. Auch sonst ist die unübersichtliche 
          Strecke für den Busfahrer nicht leicht zu fahren. 
           
          Es geht durch Imbros und die Askifou-Ebene hindurch; wir schauen mit 
          Wehmut aus dem Fenster und denken an die ersten Stunden unseres Kretaaufenthaltes 
          zurück. Schon bald senkt sich die Straße wieder und wir erreichen Vrisses. 
          Hier müssen wir mit vielen anderen umsteigen; unser Bus fährt weiter 
          nach Chania, während wir nun entlang der Nordküste nach Rethymnon weiterfahren 
          müssen. Dort wollen wir Zwischenstation machen, da uns dieses Städtchen 
          auf der Durchfahrt schon ganz gut gefallen hat. Kurze Zeit später kommt 
          der Anschlussbus, auch hier bekommen wir zum Glück noch Sitzplätze. 
          Entlang der Nordküste wird der Bus immer voller; viele Touristen aus 
          den abseits gelegenen großen Hotelanlagen nutzen ihn zur Fahrt in die 
          nächste Stadt – müssen allerdings leider stehen. Wir passieren unterwegs 
          den Hotelkomplex „Kreta-Star“, in dem damals Alois wohnte (der just 
          heute 56 Jahre alt geworden wäre). Dann rollen wir in den Busbahnhof 
          von Rethymnon ein. Als wir noch die Rucksäcke ausladen, werden wir schon 
          von einem Mann angesprochen, ob wir ein Zimmer suchen würden. Das geht 
          ja fix hier! 
           
           
              
              
          
           
           
          Wir schlagen 10.000 Drachmen vor – er will 12.000, allerdings mit „Full-Service“; 
          also mit Hinfahren. Okay, wir willigen ein und schon sind wir in einem 
          Alfa Romeo quer durch die Innenstadt unterwegs. Wir sind jetzt doch 
          froh, dass wir nicht auf eigene Faust hier herumlaufen müssen, um ein 
          Zimmer zu suchen. Wir landen schließlich direkt an der Strandpromenade 
          der Altstadt; das zugewiesene Zimmer ist allerdings äußerst bescheiden 
          im Komfort.... Diesmal müssen Martin und Flobö auf der Isomatte schlafen. 
          Allerdings haben wir Zugang zu einem kleinen Hinterhof, in dem wir später 
          Wäsche trocknen und auch Kaffee kochen können. Nach einer kurzen Einrichtungszeit 
          (keiner will länger als unbedingt notwendig in dem dunklen Zimmer bleiben) 
          geht es „auf in die Kneipen“. Und die liegen erfreulicherweise direkt 
          gegenüber der Herberge. Für einen Pauschalpreis von 2.200 gibt es als 
          Vorspeise einen griechischen Salat; dann wählen wir Moussaka (und das 
          stopft gewaltig!), dazu noch eine Karaffe Wein (der aber nicht besonders 
          schmeckt). Danach sind wir ziemlich durstig und machen uns auf einen 
          ersten Bummel durch die doch ziemlich große Altstadt auf der Suche nach 
          einem Supermarkt. Den zu finden ist in den engen, verwinkelten Gassen 
          gar nicht so leicht! 
           
          Wir versorgen uns mit ausreichenden Weinvorräten und wollen diese bei 
          der in Kürze zu erwartenden Dämmerung von einer schönen Aussichtsstelle 
          aus genießen. Anbieten würde sich dafür das Kastell; 1000 Drachmen pro 
          Person sind uns aber zu teuer. So lassen wir uns unten an der Promenade 
          am Fuß des Kastells nieder und genießen den Anblick über das silbern 
          glänzende Meer. Gleichzeitig sind wir aber auch froh, heute ein festes 
          Dach über dem Kopf zu wissen – im Westen der Insel brauen sich doch 
          recht starke Wolkenwände zusammen! Na, uns ist`s jetzt egal – unsere 
          Trekking-Tour ist abgeschlossen – was jetzt kommt, ist blanker „Normal-Tourismus“ 
          bis zum Abflug. 
           
          Als wir auf dem Rückweg zu unserem Hotel sind, müssen wir uns dann auch 
          ziemlich sputen, um nicht von einem plötzlichen Platzregen überrascht 
          zu werden. Für solche Fälle haben wir ja nun aber immer noch die bislang 
          nicht benötigten Regensachen im Rucksack. Dermaßen umgezogen machen 
          wir uns bald darauf wieder auf den Weg, um noch ein wenig das nächtliche 
          Treiben in Rethymnons Altstadt zu genießen. 
           
          
              
             
          
           
           
          Und hier ist jetzt vielleicht was los! Die tagsüber eher unscheinbaren 
          Gassen sind durch unzählige Lämpchen malerisch beleuchtet; überall offene 
          Tavernen und Geschäfte – und auf Schritt und Tritt wird man angequatscht, 
          um hereinzukommen. Hier kann man wahrlich sein Geld loswerden! Erster 
          Stop ist gleich ein kleiner, griechischer Schnellimbiß, in dem die beiden 
          Jungen schnell ein Gyros vertilgen und Marianne und Martin aus Sympathie 
          einen Wein mitbestellen. Wenig später dann das Spielchen anders herum: 
          wir finden ein preiswertes Lokal mit griechischer Küche; Marianne und 
          Martin bekommen hier gefüllte Weinblätter und anschließend „stuffed 
          Tomatoas“, mit Reis gefüllte Tomaten; beides sehr lecker! Dazu gibt 
          es für 700 Drachmen jeweils Halbliter-Krüge roten Hauswein, der diesmal 
          gut schmeckt. Folgerichtig bleiben wir alle etwas länger sitzen. Wir 
          vergleichen das Städtchen mit dem Quartier Latin in Paris – hier ist 
          aber alles sehr viel weitläufiger, interessanter – und vor allem billiger! 
          Sogar Euro-Preise sind schon ausgeschildert! 
           
          Und so ganz nebenbei fällt uns auf, dass wir jetzt sogar einen Tag länger 
          haben, als ursprünglich eingeplant – da haben wir uns doch glatt verrechnet! 
          So beschließen wir, noch einen weiteren Tag hier in Rethymnon zu verbringen 
          – Heraklion ist ja weitaus größer und bestimmt nicht preiswerter. Wir 
          fragen noch bei einem anderen Zimmervermittler nach – dort soll es aber 
          noch teurer sein. Wir verhandeln also abends mit unserem Chef und drücken 
          die zweite Nacht auf 10.000 Drachmen – einschließlich Transfer am übernächsten 
          Vormittag zurück zum Busbahnhof. Alle sind damit zufrieden! Für den 
          heutigen Tag reicht es uns dann auch und wir ziehen uns in unser Domizil 
          zurück. 
           
           
          Mittwoch, 17.10., 12. Tag 
           
          Wir sind so gegen acht Uhr auf; draußen zischt bald schon unser Gasbrenner 
          (er hat sich wohl wieder gefangen) und wir trinken ausgiebig Kaffee 
          – dafür haben wir gestern extra noch Trinkwasser in 1,5-Liter-Flaschen 
          gekauft, weil wir nicht unbedingt das Wasser aus unserer Dusche nehmen 
          wollen. Unsere Dusche, na ja, man kann sie (samt dazugehöriger Toilette) 
          benutzen – das ist aber auch schon alles. Die Duschwanne ist winzig, 
          gemauert, wie eine Art Sitzbadewanne; ohne Vorhang. Blicke über die 
          Wände lässt man besser nicht streifen – zu viele Risse, Abbröckelungen 
          und andere Dinge, die man hier besser gar nicht erwähnt, würden einem 
          das letzte Quentchen Spaß am Duschen auch noch nehmen. Dazu nervt die 
          arg quietschende Tür (vor allem, wenn nachts einer auf`s Örtchen musste). 
           
          Frühstück holen wir uns in einer Bäckerei; es gibt gefüllte Quarktaschen 
          mit Schafskäse. Es ist zwar nicht das allerbeste Wetter; dennoch ziehen 
          wir nun zum Badestrand und Flobe und Martin lassen sich den Badespaß 
          dann doch nicht nehmen. Leider ist man hier nicht mehr so ganz auf Schwimmer 
          eingestellt; die Duschen funktionieren nicht mehr und alle Liegstühle 
          sind auch schon abgebaut. Dennoch, das Plantschen und Hineinspringen 
          in die doch recht imposanten Wellen lohnen die Unannehmlichkeiten. 
           
          Zuvor sind wir noch an einer stark bewachten Notunterkunft für Asylbewerber 
          vorbeigekommen; es ist schon erschreckend, wie die Behörden hier die 
          Leute hinter Stacheldraht abschotten und noch zusätzlich bewachen. 
           
          Wir sitzen noch eine Weile auf der Promenade und beobachten das Treiben 
          um uns herum; danach machen wir uns zu einem weiteren Stadtbummel auf. 
          Wir ziehen unsere Kreise jetzt etwas größer und geraten so bald aus 
          dem rein touristischen Altstadtviertel in das normale Rethymnon hinein. 
          Aber auch hier gibt es an jeder Ecke was Neues zu entdecken – vor allem 
          das Angebot der Läden. Aber auch im Altstadtviertel entdecken wir hin 
          und wieder interessante Dinge: ein Minarett ragt zwischen den Gassen 
          auf; in einer Bar hat sich ein Künstler damit beschäftigt, noch volle 
          Bierflaschen aus aller Herren Länder extrem in die Länge zu ziehen – 
          oder man sieht auch andere lange Dinge. 
           
          So verbummeln wir mit angenehmen Beschäftigungen den Tag, ehe wir uns 
          abends wieder in Richtung unserer Kneipe aufmachen. Flobe bestellt sich 
          endlich seinen Schwertfisch; auch wir anderen versuchen noch möglichst 
          viele verschiedene Spezialitäten zu probieren. Die angenehm geringen 
          Preise in diesem etwas abseits der Haupttouristenpfade liegenden Lokal 
          machen uns das aber auch leicht. 
           
          Zwischendurch beobachten wir die anderen Gäste oder die vorbeikommenden 
          Leute; eine Teppichhändlerin versucht vergeblich, unserer Lokalinhaberin 
          neue Teppiche anzubieten. Nach einigen Schoppen Wein geht es dann mit 
          der richtigen Bettschwere zurück in unser „Hotel“. 
           
          Zugegeben – seit nunmehr 36 Stunden unterscheidet sich unser Leben radikal 
          von den vorausgegangenen Tagen. Und dies ist auch „not really“ unsere 
          Art, Urlaub zu machen. Aber – irgendwie genießen wir diesen Müßiggang 
          nun auch nach all den Strapazen der Trekking-(Tor)tour! Wir fühlen aber 
          auch, dass wir so eine Art von Tourismus auf Dauer nicht ertragen würden 
          – das Pendeln von einem Geschäft und einem Restaurantbesuch zum anderen 
          wäre auf Dauer für uns wohl zu langweilig. Und morgen kommt ja in Heraklion 
          noch so ein Tag! Wenigstens haben wir dort dann aber wieder einige neue 
          Sehenswürdigkeiten! 
           
           
          Donnerstag, 18.10., 13. Tag 
           
          Langsam rückt der Abschied von Kreta näher! Wieder der obligatorische 
          Kaffee im Hinterhof; das Wetter ist heute etwas freundlicher; ein letzten 
          Duschen (bezahlt ist bezahlt!), dann wird alles zusammengepackt und 
          wir lassen uns zum Busbahnhof fahren. 
           
          Hier müssen wir uns in einer Schlange einreihen, um die Tickets zu erwerben; 
          bald darauf sitzen wir im Fernbus nach Heraklion. Die Küstenlandschaft 
          kennen wir ja schon; jetzt erleben wir sie bei vollem Tageslicht. Dadurch 
          wird sie nicht viel interessanter – und auch nicht die vielen, isoliert 
          gelegenen „Ferienanlagen“. Von deren Buchung kann man wirklich nur abraten! 
           
          Abraten sollte man aber auch von der Jugendherberge in Heraklion!! Die 
          finden wir nach einiger Suche mit Hilfe unseres Stadtplanes – aber was 
          wir dort finden, na ja, das folgende Bild zeigt eigentlich alles! 3 
          äußerst schlichte Doppelbetten aus Stahlrohr in einem ansonsten völlig 
          kahlen Raum – selbst die Spartaner hätten hier wohl die Nase gerümpft! 
          Ein Fenster, das hinaus auf die belebte Straße geht, nackter Bretterfußboden. 
          Kein Schrank, kein Bild, keine Blume, kein Spiegel. 
           
          Dazu ein Preis, der höher liegt als bei allen anderen bisherigen Unterkünften. 
          Sanitäre Anlagen (das gestrige Hotel war dagegen noch echt prima!) passend 
          zur sonstigen Einrichtung! Zum Glück müssen wir das nur eine einzige 
          Nacht mitmachen – ein schwacher Trost. So sind wir bald wieder draußen 
          auf der Straße! Heraklions Straßen sind schöner als das Jugendherbergszimmer!! 
          Allerdings auch ziemlich laut, voller Verkehr und Abgase; dazwischen 
          Scharen von Touristen. Dementsprechend teuer sind auch die Aushänge 
          in den Restaurants. Wir müssen also in die Nebenstraßen! 
           
          Hier brauchen wir jetzt dringend erst einmal einen Bankomaten, um unsere 
          geschmolzenen Drachmenvorräte aufzufrischen. Ab jetzt müssen wir gut 
          kalkulieren, dass wir nicht zuviel an Bargeld übrig haben – auch hier 
          wird am Jahresende der Euro eingeführt; Drachmen bis zum nächsten Besuch 
          aufzubewahren geht also nicht. 
           
          Mit frischer Knete ausgestattet tauchen wir nun in die Nebenstraßen 
          der Stadt ab und geraten so stufenweise an preiswertere Restaurants. 
          In einem werden wir fündig: ruhig gelegen mit einer Auswahl an Speisen, 
          die wir bislang noch nicht kennen. So sitzen wir bald vor in Öl gebratenen 
          Zucchini-Scheiben als Vorspeise, Salaten und als Hauptspeise Schwein 
          (in Form eines leckeren Souflaki-Spießes) mit krossen Kartoffeln. Brot 
          mit Öl so wie so; roter Hauswein dazu als zusätzlicher Genuß! 
           
          Dieses Mittagsmahl versöhnt uns mit dem vorausgegangenen Schock in der 
          Jugendherberge. Wir überlegen, was wir mit der noch zur Verfügung stehenden 
          Zeit anfangen könnten. Klar, ein Besuch am Hafen mit seinem alten Kastell 
          sollte schon noch drin sein. 
           
          Dann müssen wir uns aber auch unbedingt erkundigen, wo und wann morgen 
          früh Busse hinaus zum Flugplatz fahren; unser Flieger geht schon früh 
          am Vormittag und wir wollen sicher sein, dass wir rechtzeitig zum Einchecken 
          da sind. Und abends müsste dann sicher noch genug Zeit für einen Bummel 
          durch`s nächtliche Heraklion bleiben. Damit steht das Programm für die 
          letzten Stunden fest; unerbittlich tickt nun der Countdown für den Abflug 
          nach Deutschland. Den notwendigen Anruf bei der Fluggesellschaft zum 
          Termincheck haben wir bereits erfolgreich erledigt. 
           
          Satt und gut gelaunt verlassen wir nach geraumer Zeit unser kleines 
          Restaurant und schlendern hinunter zum Hafen. Hier ist natürlich eine 
          Menge los. Im Vergleich zu Rethymnon ist hier wirklich alles großstädtischer! 
           
          „Für den ausländischen Besucher, der seinen Urlaub auf Kreta beginnt, 
          ist Heraklion meistens die erste Station auf der Insel. Mit rund 117 
          000 Einwohnern ist es die größte Stadt Kretas. Obwohl es bestimmt nicht 
          zu den schönsten Städten in Griechenland gehört, wird der Besucher erst 
          einmal von dem quirligen, fremdartigen Leben beeindruckt. 
           
          Am alten Fischerhafen bietet sich das beschauliche Bild von kleinen 
          bunten Booten im Hafenbecken, netzeflickenden Fischern und schwatzenden 
          Matrosen vor der imposanten, löwengezierten venezianischen Festung Koules. 
          Nach jahrelanger Restaurierung ist sie heute das Wahrzeichen Heraklions. 
           
          Beim Yachthafen am Zollamt trifft sich gerade die jüngere Generation 
          in der Cafeteria bei Kaffee, Kuchen oder Eis.“ 
           
          Na ja, und diese Beschreibung trifft eigentlich auch ganz genau zu. 
          Schon von weitem haben wir einen Blick auf das alte Hafenbecken; rings 
          umher wird überall noch heftig gebaut bzw. renoviert. In einigen Jahren 
          wird das Ganze sicher ganz manierlich aussehen. Diesbezüglich sind die 
          Leute in Rethymnon allerdings schon um Etliches weiter mit ihrer Altstadt. 
          Aber auch hier gibt es überall interessante Dinge zu sehen – so zum 
          Beispiel ein uraltes Motorrad, das an der Kaimauer lehnt. Kurz darauf 
          haben wir das alte Kastell und den kleinen Fischerhafen vor uns. Das 
          soll jetzt unser erstes Ziel sein. 
           
          
              
             
          
           
           
          Wir sind inzwischen ohne Probleme in die Rolle von normalen Touristen 
          geschlüpft: hier mal stehen bleiben, da mal ein Foto machen, den Fischern 
          ein wenig bei ihrer Arbeit zuschauen. Na ja, warum auch nicht. Für viele 
          Kreta-Urlauber ist so etwas schon ein Höhepunkt! Wir waren `94 auch 
          nicht anders.... 
           
          Das sonnige Wetter samt zugehöriger Temperatur macht uns diesen Bummel 
          aber auch nicht schwer! Instinktiv fühlen wir: morgen um diese Zeit 
          wird das in Deutschland mit Sicherheit schon wieder ganz anders, herbstlicher, 
          sein! 
           
          Am Kastell dann angekommen, haben wir zwei Wege zur Auswahl: entweder 
          links vorbei in Richtung Mole – was aber mit gewissen Risiken verbunden 
          ist, weil ab und zu gewaltige Gischtmengen den Weg an der Mauer entlang 
          naßsprühen; oder aber rechts entlang, auf einem kleinen Mauervorsprung, 
          knapp oberhalb der Wasserlinie. 
           
          Die Entscheidung für den leichteren Weg stellt sich kurz darauf als 
          falsch heraus: der Mauersims endet nach hundert Metern und wir müssen 
          wieder umkehren. Dafür können wir in den Gewölbeöffnungen des Kastells 
          einige schöne Fotos machen. 
           
          Leider ist es für eine Besichtigung des Kastells schon zu spät – so 
          suchen wir uns den richtigen Zeitpunkt aus und durchqueren schnell die 
          gischtbedrohte Stelle. Danach können wir im Windschatten der Molenmauer 
          gefahrlos bis zum Ende der Mole laufen. Hier sieht es eigentlich mehr 
          nach einem Schiffsfriedhof aus! Fast jedes Schiff, dass hier vertäut 
          ist, wartet wohl nur noch auf den Schneidbrenner. Eines hat sich schon 
          vorher auf die Seite gedreht und bietet nun den Fischen Unterkunft. 
           
          Am Ende der Mole lassen wir uns zu einer Rast nieder und beobachten 
          die startenden Maschinen vom Flugplatz gegenüber. Morgen früh werden 
          wir auch in einer dieser Maschinen hochziehen, Richtung Heimat. Wir 
          denken an die vielen Entbehrungen und Anstrengungen der letzten Tage 
          und sind doch ein wenig traurig, dass die Zeit nun schon wieder fast 
          vorbei ist. 
           
          Zurück geht es dann oben auf der Mole entlang – von rechts peitscht 
          ein starker Wind gehörige Wellen gegen die aufgetürmten Wellenbrechersteine. 
          Am Yachthafen überkommt uns der Durst – da es am Kiosk gegenüber ziemlich 
          teuer ist, schicken wir ein Einkaufskommando in die Stadt hinein – und 
          gelangen so um einiges preiswerter an kühle Getränke. Die genießen wir 
          dann in der untergehenden Sonne am Yachthafen. Danach laufen wir noch 
          zum Busbahnhof und fragen uns bis zum richtigen Abfahrtsort des Busses 
          zum Flughafen durch. 
           
          Wir beobachten einen Straßenhändler, der aus seinem Transit Socken verkauft 
          und sich jetzt mit seiner Familie im gleichen Wagen zur Übernachtung 
          fertig macht. An einer Befestigungsmauer haben sich Obdachlose eingerichtet; 
          im Vergleich dazu waren wir mit unseren Zelten wie in einem Palast untergebracht. 
           
          Abends machen wir uns dann noch einmal auf durch das nächtliche Heraklion 
          – und das zeigt sich nun völlig verwandelt: junge Leute und Unmengen 
          an Touristen bevölkern die Einkaufsstraßen; überall ist was los. Wir 
          erreichen einen großen Platz und suchen uns dort ein kleines Lokal in 
          einer Nebenstraße, um ein Glas Wein zu trinken. Vorsichtshalber fragen 
          wir nach dem Preis; verstehen die Bedienung aber anscheinend falsch: 
          für einen horrenden Preis serviert man uns ein einziges Glas – das überlassen 
          wir Marianne. 
           
          Die macht sich dann noch allein auf und entdeckt noch eine Menge weiterer, 
          belebter Viertel. Wir anderen dagegen lassen uns mit einigen Fläschchen 
          Mythos auf einer Bank an einer Kirche nieder und lassen so den Abend 
          ausklingen. 
           
           
          Freitag, 19.10., 14. Tag 
           
          Wir sind schon früh auf; ein letzter Kaffee, dann lassen wir das restliche 
          Gas auf der Fensterbank unseres Zimmers wegzischen – im Flieger können 
          wir die Kartusche nicht mitnehmen. Ohne große Wehmut verlassen wir dann 
          die Jugendherberge – unseren Ausweis haben wir gestern schon zurück 
          bekommen, da so früh noch niemand an der Rezeption ist. 
           
          
              
             
          
           
           
          Durch die morgendlich kühlen und auch noch ziemlich ruhigen Straßen 
          geht es dann bis zu unserer Bushaltestelle. Eine letzte Fahrt durch 
          das allmählich erwachende Heraklion; überall sind die Menschen auf dem 
          Weg zur Arbeit – wir sind auf dem Weg nach Hause! 
           
          Bald erreicht unser Bus sein Ziel: Heraklion International Airport – 
          jetzt macht er im gleißenden Morgenlicht einen ganz anderen Eindruck 
          auf uns. Trotz der frühen Stunde ist es schon brechend voll: Ferienende; 
          heute starten eine Unmenge an Charter-Maschinen zurück nach Deutschland. 
           
          Wir setzen unsere letzten Drachmen um in belegte Brötchen und Getränke; 
          danach müssen wir lange warten, bis unser Flug nach München aufgerufen 
          wird. Nach der Sicherheitskontrolle dann erneut eine lange Wartezeit; 
          dabei stellen wir mit Erstaunen fest, wie viele Maschinen zu allen möglichen 
          Flugplätzen nach Deutschland fliegen – nur wir mussten unbedingt München 
          zugeteilt bekommen! Nächstes mal buchen wir früher! 
           
          Interessant ist die Abfertigung einer israelischen Maschine: nach den 
          üblichen Sicherheitskontrollen fährt der Wagen mit den aufgegeben Koffern 
          bis auf`s Rollfeld. Dort werden alle Gepäckstücke in Reih und Glied 
          aufgestellt. Als nun die Passagiere zu Fuß auf das Flugzeug zugehen, 
          müssen sie alle ihre eigenen Gepäckstücke identifizieren. Die werden 
          dann auch direkt ins Flugzeug verladen. Drei Koffer sind am Schluß übrig 
          – aha, vielleicht mit einer Bombe? Nein, nach und nach treffen noch 
          drei Nachzügler ein – damit sind alle Koffer weg und die Maschine hebt 
          ab in Richtung Israel. Uns kommt das unlogisch vor – wenn sich jemand 
          mit der Maschine in die Luft jagen will, wird er einfach auf seinen 
          Koffer zeigen. 
           
          Darüber machen wir uns bei unserem Flug aber nun wirklich keine Sorgen. 
          Wir sind froh, als wir an Bord dürfen; diesmal haben wir Plätze im mittleren 
          Bereich; mit guter Sicht aus den Fenstern. Wir müssen noch fünf andere 
          Maschinen abwarten, die vor uns in Warteposition zum Start stehen, dann 
          dröhnen die Triebwerke auf und wir rasen über die Startbahn – und schon 
          sind wir hoch über unserem gestrigen Hafenbecken. Die Küste Kretas fällt 
          zurück – wir sind unterwegs! 
           
          Der Flug ist interessanter als der Hinflug – unter uns tauchen erst 
          immer wieder kleine Inseln (z.B. Santorin) in der azurblauen Ägäis auf; 
          später fliegen wir über`s griechische Festland – immer mit guter Sicht 
          hinunter auf`s Land. Erst kurz vor Deutschland geraten wir in Nebel; 
          München dagegen empfängt uns schon wieder mit Sonne. 
           
          Mit der S-Bahn geht es weiter zum Hauptbahnhof; hier erreichen wir pünktlich 
          unseren gebuchten ICE; es folgt die übliche Bahnfahrt über Kassel nach 
          Freienohl. Ereignisreiche Tage liegen hinter uns! Die ganzen Eindrücke 
          und Erinnerungen müssen wir nun erst einmal verarbeiten. 
           
          Adhio, Kriti – wir werden wiederkommen! 
           
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