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Mittwoch, 24.7., 5. Tag

Als wir aufwachen, stehen bereits frische Eier vor dem Zelt; kurz darauf bringt Erling frisch aufgebrühten Kaffee! Außerdem hat er eine Detailkarte der Gegend dabei, auf dem die Abkürzung besser als auf unserer Karte zu erkennen ist. Florian übernimmt nun die Aufgabe, die Eier fachmännisch zu kochen. Da er nur noch sehr wenig Wasser im Topf hat, dreht er die Eier dabei ab und zu mal um.

Dennoch – als Martin das erste Ei auf dem Lenker aufschlägt, quillt ihm die Hälfte noch recht flüssig entgegen. Wie Marianne seinerzeit 1996 in Frankreich von der Herstellung künftiger Reisgerichte befreit wurde (gnadenlos angebrannt), so braucht Florian auf weiteren Touren keine Frühstückseier mehr zubereiten....

Abschied von Erling Berg, der uns mit seiner Gastfreundschaft überraschte

Nach dem Lagerabbau verabschieden wir uns dann von Erling; wir versprechen ihm, uns umgehend zu melden, sobald das bei uns mit dem Internetzugang geregelt ist. Noch ein letztes Bild von Charly, dann rollen wir die Räder hinunter zur Straße und schwingen uns in den Sattel; frohgemut, da wir uns ja den eigentlich vorgesehenen Anstieg ersparen werden. Ein Blick zum Himmel dämpft unsere Freude allerdings ein wenig! Es ist stark bedeckt – die Aussichten deuten eher auf Regen als auf Sonnenschein.

Und dieser Regen erreicht uns, noch ehe wir die nur zehn Kilometer entfernte Gemeinde Leksvik erreicht haben. Wir machen eine kurze Zwischenrast an einem überdachten Parkplatz und ziehen hier die kompletten Regenanzüge an. Hoffentlich wird das nicht zum Normalfall auf der diesjährigen Fahrt!

In Leksvik kreuzen wir ein wenig hin und her, bis wir zu einem großen Supermarkt kommen. Vor dem Eingang stehen unter einem Vordach mehrere Bänke; also genau das Richtige für unser nun anstehendes Frühstück. Sogar die Räder passen noch mit unter`s Vordach. Ein Einkaufskommando macht sich auf, um uns mit dem notwendigen Frühstückszubehör zu versorgen: frisches Brot, Milch, Saft, Lettöl und Joghurt. Wurst, Dosenfisch und Frischkäse haben wir in den Satteltaschen.

Beim Auspacken der Wurst stellt Martin betrübt fest, dass seine Blut- und Leberwurst (vom eigenen Schwein in Deutschland) den Transport (bzw. die Transportdauer) nicht unbeschadet überstanden hat: die Farbe spielt doch arg ins Grünliche – vom Geruch beim Öffnen des Plastikbeutels mal ganz zu schweigen.

„Wurst“ bedeutet ab jetzt also die Auswahl zwischen Tee- und Leberwurst (Aldi) und eventuell einer Sommerwurst (ebenfalls Aldi). Die Preise an der Wursttheke hier im Supermarkt verbieten leider jeden Kauf hier in Norwegen. Beim Brot haben wir uns die Preise auch schon intensiver angesehen: die Vielfalt ist groß, die Preisunterschiede auch. Die nächsten Wochen werden wir uns vorwiegend von „Kneippbröd“ ernähren. Welches übrigens auch gar nicht schlecht schmeckt. In den nächsten Tagen werden wir ab und zu auch mal Butter vom Typ „Seter-Smör“ kaufen; die ist leicht gesalzen und schmeckt auch pur gut auf dem frischen Kneippbröd.

Nach ausgiebigem Frühstück – das dauert so ungefähr eine Stunde – stellen wir erfreut fest, dass der Regen nachlässt. Zeit, sich auf die Socken zu machen. Und nun beginnt ein Abenteuer, an das wir noch lange zurückdenken werden! Um es vorweg zu nehmen: sollten wir noch einmal hier vorbeikommen, werden wir auf der Hauptstraße bleiben! Aber – das ist nicht Erlings Schuld – wir sind als schwerbepackte Radfahrer halt einfach viel langsamer, als sich das ein Autofahrer vorstellen kann.

Es beginnt gleich mit einer falschen Abzweigung direkt in Leksvik. Der Weg, den wir einschlagen, führt zwar am Fjordufer in die richtige Richtung, wird nach den ersten Häusern aber schnell sehr schmal (natürlich auch nicht mehr aspaltiert) und kommt uns schon sehr schnell ziemlich spanisch vor. Das korrigieren wir aber noch rechtzeitig, indem wir einen entgegenkommenden Müll-Laster anhalten und nachfragen. Antwort: dieser Weg endet in drei Kilometern an einem kleinen Hafen. Also fix zurück zur Hauptstraße und nach einem weiteren kurzen Anstieg dann der auch ausgeschilderte Abzweig in der ersten 180-Grad-Kurve. Wir sind uns einig – das muß der Beginn der Abkürzung sein. Und wer will schon gerne im Regenanzug auf einer doch recht verkehrsreichen Straße bis auf 320 Höhenmeter klettern, wenn es zum Glück auch anders geht? Wir sind jetzt auf etwa 30 m über dem Meeresspiegel und biegen in die Nebenstraße nach rechts ein. Dummerweise steigt auch die bald schon recht kräftig an. Zum Glück können wir nun aber die Regenhosen ausziehen. Eine Wohltat!

Beim Weiterfahren (wir passieren noch einen liegengebliebenen PKW-Anhänger mit Mutterboden) wird uns allmählich klar, dass uns auch auf dieser Tour einige Höhenmeter erwarten – vor allem, als wir nach einer Kurve weit vor uns und weit, weit über uns Leitplanken im Wald sehen. Wir schätzen, wie lange wir bis zu dieser Stelle brauchen werden und wie hoch es sein wird. Die Meinungen bewegen sich so um eine Stunde und zwischen 200 bis 350(!) Höhenmetern..... Langsam dämmert uns, dass das Ganze wohl doch keine einfache Tour werden wird.

Bei Höhe 180 angekommen erreichen wir eine Weggabelung: links weiter bergauf; rechts steil hinunter. Da kommt uns ein Wagen mit zwei jungen Norwegerinnen gerade recht. Auf englisch klären wir, ob man nicht auch unten herum nach Mosvik fahren könne. Doch, kann man – mit dem Wagen so etwa 25 Minuten. Wir vergewissern uns mehrmals – doch, unten herum geht es; sie selbst seinen die Strecke schon öfter mal gefahren.

Kurze Beratschlagung anschließend – die Entscheidung fällt einstimmig für die untere Streckenführung. Wer weiß, wie hoch das links noch geht! Und schon können wir eine erste Abfahrt genießen. Schade um die vielen mühsam erkämpften Höhenmeter! Nach kurzer Zeit sind wir wieder fast auf Fjordhöhe. Nun geht es leicht hügelig weiter. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass nun bald in einem 180-Grad-Bogen der weitere Fahrweg nach Mosvik abzweigen muß.

Und so langsam beginnt auch schon der Bogen – allerdings auch ein erneuter Anstieg. Noch sind wir gutgelaunt, machen auf dem Weg eine kurze Rast mit Pfefferknackern, Käse und Erlings Eiern, ehe wir uns an den weiteren Anstieg machen. Und der nimmt nun leider – genau wir der Bogen – kein Ende! Verdammt, irgendwo muß doch jetzt mal nach rechts der Abzweig kommen. Sowohl unsere Karte als auch Erlings Kartenblatt zeigen das ganz unmissverständlich. Nur – es kommt kein Abzweig! Einmal geht ein verwachsener Feldweg ab; der endet aber nach hundert Metern im Gesträuch – also hier können die Norwegerinnen schon lange nicht mehr hergefahren sein. Weiter bergauf; neue Serpentinenkurven (wir sind schon wieder fast bei 200 Metern angelangt!). Ein weiterer Weg nach rechts; aber extrem steil bergan und auch nur sehr schmal – da bleiben wir erst einmal auf der großen Schotterstrecke. Aber dann wird uns auch bewusst, dass wir inzwischen exakt in umgekehrter Fahrtrichtung unterwegs sind!

Wenn die Not am größten, ist die Rettung am nächsten - gut, daß uns dieser freundliche Norweger auf den richtigen Weg brachte

Jetzt ist guter Rat teuer – und just in diesem Moment kommt uns das erste Fahrzeug seit unserem Treffen mit den Norwegerinnen entgegen. Diesmal ist es ein freundlicher Norweger, mit dem wir uns auch gut auf englisch verständigen können. Es war doch der steile Weg! Gut, Umwege haben wir also nicht gemacht – mit den Höhenmetern sieht das schon anders aus: bis jetzt 180+200m; damit liegen wir bereits über dem Anstieg der (asphaltierten!) Hauptstraße.

Diesmal sind wir schlauer! Wir bitten den Fahrer, uns den Weiterweg zu skizzieren – und siehe da: es kommen noch mehrere Abzweige, die wir auf keinen Fall nehmen dürfen! Hoffentlich klappt das mit den Skizzen.... Wir bedanken uns und schieben dann den steilen Feldweg hoch – an fahren ist dabei nicht mehr zu denken. Nach kürzester Zeit zeigt unser Höhenmesser bereits auf einer Kuppe 250 m! Jetzt sind wir guter Hoffnung, dass das endlich der höchste Punkt ist! Links liegt sogar noch ein kleines Anwesen – ob bewohnt, können wir nicht erkennen. Wir können jetzt wieder fahren; etwas ungemütlich ist es durch den Nebel, der alles klamm werden lässt. Und dann die Freude: es geht bergab! Schnell noch die Jacken geschlossen, dann geht`s hurtig hinunter!

Viel einsamer kann Norwegen wirklich nicht sein

Leider währt die Freude nicht lange – schon beginnt ein neuer Gegenanstieg! Unsere Enttäuschung bekommen ein paar Schafe zu spüren, die partout nicht vom Weg weichen, sondern sich anscheinend lieber von uns treiben lassen wollen. Gut, können sie gerne haben! Dann eine Gabelung, an der wir tatsächlich auch die vom Norweger beschriebene Steinplatte mit der Aufschrift „Mosvik“ entdecken (etwas versteckt). Und gerade in diesem Moment das dritte Auto des Tages, dessen Fahrer uns den Weg ebenfalls bestätigt. Und er gibt uns auch die erste exakte Kilometerangabe: noch 12 Kilometer bis Mosvik! Tja, das war`s dann wohl für heute – einen offenen Supermarkt werden wir damit wohl nicht mehr erreichen.

Bis auf 278 m zieht sich jetzt der Weg wieder hinauf – langsam haben wir von der Schotterpiste die Nase voll. Sie aber anscheinend noch nicht von uns! Das Schönste kommt nämlich jetzt: es geht steil bergab; so an die zwei Kilometer – aber was nützt es uns? Faustdickes Geröll und lockerer Untergrund lässt diese Fahrt bergab zur Materialprobe für die Bremsbeläge werden – mehr als 10 Km/h ist nicht drin – das heißt also, nahezu pausenlos mit beiden Bremsen arbeiten. Es ist zum Heulen!

Tief unten im Tal dann eine bessere Fahrstraße – immerhin schon mal festgefahrener Sand! Dafür auch gleich wieder lange bergauf. Was haben wir angestellt, dass wir das mitmachen müssen? Irgendwann tauchen dann einige Häuser auf – das muß die letzte Ortschaft vor Mosvik sein: Sliper. Ist sie auch! Ein weiterer Norweger gibt uns einen „Kilometer-Zwischenstand“: noch fünf sind es bis Mosvik. Kurze Zeit später finden wir am Straßenrand allerdings einen Pfosten, auf dem eine acht steht; und diese Zahlen laufen danach rückwärts. Irgendwie können die Leute hier die Entfernungen nicht richtig einschätzen. Die müssten mal öfter Fahrrad fahren! Und so wird es neun Uhr, ehe wir Mosvik erreichen – und das nach einer letzten, gigantischen Abfahrt hinunter fast auf Meeresniveau – nur leider wegen des vielen Schotters auf der unbefestigten Straße wahrlich kein Genuß (es sei denn, man liebt den Geruch heißgelaufener Bremsbeläge...)

Natürlich haben beide Supermärkte geschlossen – dafür nehmen wir Platz vor der noch geöffneten Cafeteria - anscheinend der einzige Treffpunkt der Dorfjugend weit und breit. Wir kaufen zwei warme Flaschen Coca Cola und verfeinern das Ganze mit einem ordentlichen Schuß Rum aus unseren Satteltaschen. Danach suchen wir natürlich einen Platz für die bereits hereinbrechende Nacht – fündig werden wir auf dem Sportplatz. Hier schlagen wir am Rand unsere Zelte auf (es ist inzwischen so etwa 23 Uhr; dennoch reicht das letzte Tageslicht noch aus) und genießen unsere letzten Colavorräte. Da wir diese doch sehr stark mit unserem Medizinvorrat verlängern – Florian hat da eine besondere Mischung entwickelt, die er gerne den anderen anbietet - prägt Christian am nächsten Morgen den passenden Spruch: „Format C gedrückt“. Konnte ja auch nicht anders kommen nach solch einem Tag!

Tageskilometer: 55,61
Schnitt: 9,84(!) Km/h
reine Fahrtdauer: 5h 39 Min
Gesamt: 94,41 Km


Donnerstag, 25.7., 6. Tag

Der Tagesbeginn fällt heute etwas schwer. Dennoch beeilen wir uns mit dem Abbau – es kann ja sein, dass gleich jemand hier zum Sporttreiben auftaucht. Wir fahren kurz zurück in den Ort und frühstücken dort draußen vor dem Supermarkt. Das Wetter ist recht trübe und wir sind schon froh, dass wir noch im Trocknen frühstücken können. Nach vier Kilometern erreichen wir dann eine imposante Hängebrücke über den Skarnssundet.

Von dieser neuen Brücke hat uns Erling schon erzählt. Wirklich ein Meisterwerk des Brückenbaus. Wir schauen uns die Details auf einer Infotafel an. Und wieder mal Glück: Radfahrer sind natürlich frei – alle anderen Fahrzeuge werden kräftig zur Kasse gebeten. An dieser Stelle testen wir erstmals auch die Fotofunktion an der neuen Videocamera.

Radfahrer brauchen keine Maut zahlen

So können wir, anders als im Reiseführer beschrieben, diese neue Verbindung zur Halbinsel Inderöy in Richtung Steinkjer nutzen und müssen nicht die hier früher noch in Betrieb befindliche Fähre nehmen. Die Strecke wird nach der Brücke leicht hügelig, lässt sich aber noch gut fahren. Rückwärtsblickend haben wir dann noch einen schönen Blick auf die Brückenpfeiler, die zwischen den Feldern zu schweben scheinen.

Die Brückenpfeiler scheinen in den Feldern zu schweben

Unterwegs eine kleine Rast an einem Landhandel – immer wieder mal fallen einzelne Tropfen vom Himmel. Wir tauschen hier die inzwischen angesammelten Flaschen um – selbst auf den kleinen 33er-Fläschchen ist eine Krone Pfand.

Kurz darauf erreichen wir die Außenbezirke von Straumen. Wir haben inzwischen entschieden, in Straumen von der beschriebenen Route abzuzweigen und weiter die Halbinsel bis kurz vor Steinkjer zu durchfahren. Vorher fahren wir aber noch nach Straumen hinein und frischen am örtlichen Rema 1000 unsere Vorräte auf.

Die weitere Strecke verläuft sehr schnell – wir fahren teilweise mit fast 30 Km/h. Sechs Kilometer vor Steinkjer treffen wir dann auf die E6; ab hier gibt es keine Alternative. Nun fängt es auch pünktlich an zu regnen – dennoch verzichten wir auf die Regenklamotten und fahren in Zweiergruppen, so schnell wir können, die letzten Kilometer bis Steinkjer.

Dort ist auch schon am Ortsrand eine Ausschilderung zum Campingplatz. Dummerweise ist das mit einem kräftigen (und auch unnötigen) Anstieg verbunden. Am nächsten Morgen finden wir dann eine Verbindungsstraße, die absolut eben verläuft. Zum Glück sind auch jetzt, um 19 Uhr, noch kleine Hütten frei – ursprünglich wollten wir ein Zimmer mit Dusche; bei dem Preis von 690 NOK geben wir uns aber auch mit einer (winzigen) Holzhütte für 300 NOK zufrieden.

Na ja, besser als gar nichts....

Urplötzlich wird das Wetter nun richtig gut; die Sonne kommt heraus und wir folgen Marianne Rat, eine Waschmaschine zu füllen und die Gelegenheit zum Durchwaschen der Klamotten zu nutzen. Dies freilich ist zunächst mit einigen Schwierigkeiten verbunden, da wir die norwegische Bedienungsanleitung nicht so richtig verstehen. Eine nette Norwegerin schenkt uns schließlich auch noch das notwendige Waschpulver. Wir hoffen nun noch, dass alles über Nacht trocknen wird.

In der Hütte wird dann noch ein schmackhaftes Linsensüppchen mit viel Speck zubereitet (wobei wir aus Versehen noch gleich den Rauchmelder auslösen). Währenddessen haben Florian und vor allem Christian, unser Mechaniker, sich Martins Hinterrad angenommen und fachmännisch(?) den Schlauch gewechselt. In den letzten beiden Tagen war an Martins Hinterrad immer schneller die Luft entwichen; auf Dauer war das immer häufiger notwendig werdende Pumpen dann doch recht lästig.

Danach eine ruhige, trockene Nacht in der Hütte; sicherheitshalber zünden wir wegen des offenen Fensters eine Mückenspirale an.

Tageskilometer: 45,66
Schnitt: 15,8 Km/h
Max: 53Km/h
Gesamt: 141,3 Km


Freitag, 26.7., 7. Tag

Es wird früh geduscht; dann breiten wir draußen nochmals unsere doch noch nicht ganz trockene Wäsche über den Rädern aus und beginnen mit dem Packen. Einsetzender Nieselregen zwingt uns dann aber dazu, alles wieder schnell in die Hütte zurückzutragen – und in der dortigen Enge fällt das Packen doch etwas schwer.

Fertiggepackte Taschen kommen dann gleich nach draußen an die Räder – es lebe die Ortlieb-Qualität! Der Regen hört dann zum Glück zur Abfahrt pünktlich auf; wir bedanken uns nochmals bei den Leuten an der Rezeption und steuern dann schnell den nächsten „Bunnpris“ an, um dort wirklich sehr preisgünstig alles für`s Frühstück einzukaufen. Über die bereits erwähnte ebene Strecke fahren wir danach ins Zentrum von Steinkjer hinein und finden dort vor der Kirche ein schönes Plätzchen für`s Frühstück.

Das schaffen wir gerade noch ohne Regen; danach setzt aber immer stärker werdender Nieselregen ein. Wir besichtigen noch schnell die Kirche mit den wirklich schönen Glasfenstern; dann noch ein kurzer Ausflug zum nächsten Bancomat, um uns mit dem nötigen Kleingeld für die kommende Strecke zu versehen. Auf den nächsten 100 Kilometern kommt nämlich keine größere Ortschaft mehr.

Bei der Einfahrt nach Steinkjer hatte Marianne heute Morgen einen Platten; Aufpumpen scheint aber geholfen zu haben – also verzichten wir auf einen Gang zum Fahrradhändler. Wir haben noch zwei neue Schläuche im Gepäck – das müsste vorerst reichen....

Bei der Ausfahrt aus Steinkjer treffen wir auf einen jungen deutschen Tramper, der heute noch rüber nach Schweden will. Uns alle gemeinsam trifft kurz darauf ein heftiger Regenschauer, der uns zum Anlegen der Regensachen zwingt. Und der wird so schlimm, dass wir kurz darauf an einer Bushaltestelle Schutz suchen.

Unglaublich aber wahr: eine halbe Stunde später ist der böse Regenspuk dann aber vorbei: als wir an einer Info-Tafel kurz vor dem Abzweig der RV 17 stehen, bricht tatsächlich die Sonne durch! Und die wird uns in den nächsten Stunden auch begleiten. Wir biegen in die RV 17 ein, die uns nun für lange Zeit begleiten wird und genießen die Sonnenstrahlen. Es ist wohl das erste Mal auf der Tour, dass unsere Räder Schatten werfen!

Endlich Sonne!

Diese „Küstenstraße (RV 17)“ (www.kystveien.com) ist oft die einzige Alternative zur vielbefahrenen E6. Laut Reiseführer soll sie uns ohne große Anstrengungen bis nach Namsos führen. Und tatsächlich läuft die weitere Strecke zunächst auch ganz gut; zwar hügelig und bei den Anstiegen entsprechend langsam, dafür aber auch wieder zur Erholung die abwärtsrollenden Streckenteile. Beitstadt, so sind wir vorgewarnt, ist das letzte größere Örtchen. Dummerweise rauschen wir am einzigen Supermarkt vorbei, weil wir auf ein Stadtzentrum hoffen – als aber die Häuser immer rarer werden, kehren wir lieber um und radeln die paar Kilometer zurück. Unterwegs hat Marianne noch ein Kettenproblem, welches aber schnell behoben ist.

Da das Wetter vielversprechend aussieht, werden wir heute eine längere Mittagspause einlegen und erstmals Pölser genießen; alles Notwendige finden wir hier im Supermarkt: Großpackungen mit Würstchen, Sennep und norwegischem Ketchup. Röstzwiebeln haben wir in den Gepäcktaschen. Und im Gegensatz zu Trondheim kostet uns das Ganze gerade mal 113 Kronen: dafür gibt es für jeden Pölser bis zum Abwinken. Leider finden wir keinen geeigneten Park in Beitstad – so muß der Schulhof für die Mittagspause herhalten.

Bei unseren Fahrten schon Traditon: einmal selbst zubereitete Pölser bis zum Abwinken

Kurz hinter Beitstad biegt dann die RV 17 nach Norden ab; wir folgen ihr und dürfen gleich kräftig in die Pedalen treten, um den langen Anstieg hinter dem Abzweig zu bewältigen. Als wir bei Törring den Paß mit 100 m erreicht haben, hat sich auch das schöne Wetter wieder von uns verabschiedet: von links ziehen über die Bergketten dichte Wolken heran – und das Zielgebiet vor uns liegt bereits völlig unter dunklen Wolkenmassen begraben. So wechseln wir vorsorglich mal wieder zum Regenzeug und gehen an die letzten Kilometer. Bei jeder der nun schnell aufeinanderfolgenden Ortschaften hoffen wir auf einen Campingplatz (denn nun steht der Sinn nach einer trockenen Hütte) – leider müssen wir bis Sjöasen, schon wieder unten am Beginn des Lygnenfjords fahren, um fündig zu werden. Mit Hütten ist zu dieser Zeit leider schon Fehlanzeige – wir begnügen uns also heute mal mit einem Zeltplatz. Der Platz ist ziemlich voll; wir haben Mühe, einen geeigneten Platz zu finden. Martin muß sogar nochmals umziehen, weil ein Wohnwagenfahrer sich gestört fühlt.

Wir sind aber nicht die einzigen Radfahrer auf dem Platz; nicht weit von uns entfernt hat ein schweizer Ehepaar sein Tunnelzelt aufgeschlagen. Marianne kommt mit ihnen ins Gespräch: sie sind mit dem Flugzeug bis in den hohen Norden geflogen und wollen jetzt bis nach Oslo runter mit dem Rad. An diesem Abend kochen wir nicht mehr, sondern sitzen bei ein, zwei Kaffee mit Rum im Vorzelt des Dovrefjell zusammen.

Tageskilometer: 54,5
Schnitt: 13,85 Km/h
reine Fahrtdauer: 3h 56 Min
Max: 41Km/h
Gesamt: 196,48 Km

Samstag, 27.7., 8. Tag

Nachdem es in der Nacht immer wieder mal heftig geregnet hatte, werden wir früh um sechs durch helles Sonnenlicht geweckt. Na also, geht doch! Fröhlich geht es in die Dusche – als wir herauskommen, gießt es allerdings schon wieder in Strömen. So gibt es den ersten Kaffee im Zelt.

Dann ist es trocken; wir starten mit dem Packen, werden aber erneut ins Zelt zurückgetrieben. So geht das einige Male, bis um halb zehn eine größere blaue Stelle am Himmel erscheint. Wir warten noch etwas ab, bis die Zelte etwas abgetrocknet sind, dann bauen wir zügig ab. Zwischendurch dann nochmals Kontakt mit den Schweizern, die ebenfalls auf besseres Wetter warten. Sie fahren heute unsere gestrige Route und wir geben ihnen ein paar Tips. So nebenbei geraten wir ins Fachsimpeln; einig sind wir uns sehr schnell darin, dass Norwegen sogar noch teurer als die Schweiz ist.

Unsere heutige Etappe soll uns bis hinter Namsos führen. Namsos ist als Verpflegungsstation vor dem Wochenende für uns wichtig. Wir sollten also bis Mittag da sein. Dennoch gönnen wir uns kurz hinter Sjöasen ein Frühstück vor dem Landhandel; zum ersten Mal ist es uns dabei aber doch recht kalt; wir haben die Reißverschlüsse der Windjacken bis zum Kinn hochgezogen. Zum Glück wird das Wetter kurz darauf freundlicher, und wir können endlich die Regenjacken ausziehen. Ohne fährt es sich wirklich angenehmer!

Kurz vor Namsos scheint sich das Wetter endlich zu bessern

Auf den 30 Kilometern bis Namsos müssen wir immer wieder die Kleidung dem wechselhaften Wetter anpassen; unterwegs kommen wir auch an unserem ersten „Straumen“ vorbei: eine Meeresströmung, die durch einen engen Sund ins Inland strömt. Eine wirklich enorme Strömung! Über eine lange Brücke geht es dann hinüber nach Namsos.

Am ersten Supermarkt machen wir Rast und kaufen für`s Wochenende auf Vorrat ein. Dabei treffen wir auf einen jungen Berliner, der schon mit dem Rad seit Berlin(!) her unterwegs und inzwischen die gesamte Küste von Süden her heraufgekommen ist. Klar, sein Ziel ist natürlich das Nordkap. Wir versuchen ihn umzustimmen, dass er seine Route lieber zum Nordkinn abändern soll – er will es sich überlegen.

Unerwartete Begegnung im hohen Norden: wir treffen auf einen Radler aus Berlin, der allein zum Nordkap unterwegs ist

Als wir dann ins Zentrum von Namsos kommen, locken die großen Einkaufszentren. Leider ist nur noch der Supermarkt geöffnet – die restlichen Geschäfte haben schon wegen des Wochenendes geschlossen. Wir steuern den kleinen Fjordhafen an und machen dort mit Brot, Käse und Wurst Mittagspause.

„Diese Etappe zählt zu den Routen, die zwischen Land und Meer hin- und herpendeln. Sie ist insgesamt leicht zu fahren.“

Das freut uns! Aber warum gleich hinter Namsos der enorme Anstieg? Wir haben inzwischen übrigens die RV 17 verlassen und sind auf der 769 unterwegs. Erst in Kjelleidet – und das sind noch so an die 125 Kilometer – werden wir wieder auf die RV 17 treffen. Die RV 17 wäre zwar auch möglich; hier halten wir uns aber doch lieber an Franks Vorschlag. Das Wetter ist inzwischen doch tatsächlich richtig schön sonnig und warm! Dafür nehmen wir auch in Kauf, dass es immer wieder so auf 60 bis 100 m hoch geht und kurz darauf wieder hinunter auf Meereshöhe. Vielleicht sind wir ja noch nicht an der Stelle, die „insgesamt leicht zu fahren“ ist.

Nach sieben Kilometern schwenkt die 769 nach rechts ab und erreicht bald darauf nach einer längeren Abfahrt das Fjordufer. Neben einem Steilabbruch rechts der Straße befindet sich auf der linken Seite eine winzige Halbinsel; schön dicht mit Büschen bewachsen. Hier halten wir an und erkunden zunächst einmal zu Fuß die Gegend. Doch – hier könnte man zwei Zelte aufbauen – zwar nahe der Straße, aber durch die Büsche jeder Sicht entzogen. Und da wir übereinstimmend der Meinung sind, für heute wäre es genug, schieben wir die Räder ums Ende der Leitplanke herum und schlagen uns in die Büsche.

Nach dem Aufbau sitzen wir auf den warmen Felsen und genießen die Abendstimmung mit dem tollen Ausblick über den Fjord. Dabei wird gekocht; zum ersten Mal gibt es Nudelfertiggericht aus der Tüte, „Käsespätzle“, wobei wir Schwierigkeiten haben, die richtige Konsistenz zu erreichen. Und obwohl wir vorsichtshalber fünf statt vier Tüten eingeplant haben, wird der Topf in kürzester Zeit völlig leer. Zum Nachtisch dann auf den Felsen noch zwei verfeinerte Wiener-Melange; dann ziehen wir uns in die Zelte zurück.

Tageskilometer: 47,5
Schnitt: 15,85 Km/h
reine Fahrtdauer: 3h 10 Min
Max: 57Km/h Gesamt: 245 Km


Sonntag, 28.7., 9. Tag

Um 8:30 stehen wir schon draußen vor dem Zelt mit einem dampfenden Kaffee in der Hand – endlich mal ein toller, strahlenblauer Himmel über uns. Das Sonnenlicht glitzert auf dem ruhigen Fjordwasser; zur Zeit scheint gerade die Flut hereinzukommen.

Ein idyllisches Lagerplätzchen direkt neben der Straße; gut geschützt gegen neugierige Blicke

Auf dem Foto kann man erkennen, wie gut wir gegen neugierige Blicke von der Straße her geschützt waren. Heute ist ein Tag für kurze Hosen! Nun gut, die Mücken muß man dabei einfach ignorieren. Wir beginnen zügig mit dem Abbau und wollen um Punkt zehn im Sattel sitzen. Zwischenziel heute ist die Fähre hinter Lund nach Hofles; das sind so etwa 40 Kilometer (bis dorthin wollte der Berliner gestern noch fahren!). Und um 10:02 Uhr sitzen wir dann doch tatsächlich im Sattel – und das an einem Sonntagmorgen – was würden wir jetzt wohl zu Hause machen?

In kurzem Abstand überqueren wir auf zwei großen Brücken tiefeingeschnittene Sunde; immer wieder sehen wir kleine Motor- oder Segelboote in den Fjordausläufern. Die Norweger nutzen das schöne Sonntagswetter auch aus! Nach einem langen Anstieg (wie war das noch mal mit der Routenbeschreibung? Insgesamt leicht zu fahren?) nutzen wir einen Gebirgsbach neben der Straße zu einer ausgiebigen Wäsche. Das ist Norwegen!! So kennen wir es von den vielen Radtouren der vorausgegangenen Jahre.

Sonntägliches Waschvergnügen

Kurze Zeit später taucht weit vor uns schon wieder eine große Brücke auf; wie muß das gewesen sein, als es diese Brücken noch nicht gab? Damit verlassen wir die Insel Elvslandet (erst ein genauer Blick auf die Karte zeigt uns, daß wir zwischenzeitlich tatsächlich das Festland verlassen hatten) und erreichen mit der Brücke über den Nordsundet die Halbinsel Fosnes.

Leider ist auch diese Halbinsel recht bergig; in kürzester Zeit müssen wir schon wieder auf über 150 m klettern. Insofern stimmen die Angaben hinsichtlich der Höhenangaben in Franks Reiseführer leider nicht so ganz. Unser Höhenmesser ist in dieser Beziehung ziemlich exakt, zumal wir ihn unten an der Brücke nochmals nachgeeicht haben. Aber was soll`s? Wir müssen jeden Höhenmeter fahren, den uns die Strecke vorgibt. Belohnt werden wir auf dem Paß durch eine wunderbare Aussicht weit über die Halbinsel und die vielen Fjordarme ringsumher. Ein passendes Plätzchen für ein Mittagsmahl. Kneippbröd mit Thunfisch gibt wieder Kraft; dazu gibt es die letzten Reste aus unserer Eineinhalb-Liter-Flasche Solo. Während des Essens tauchen drei Mountainbiker auf; scheint ein Vater mit seinen zwei Söhnen zu sein. Auch sie sind schon mehrere Tage unterwegs, haben allerdings weniger Gepäck dabei.

Erstmalig während unserer Tour erreichen wir das offene Meer

Kurz danach eine tolle Abfahrt bis hinunter zum Meer; allerdings auch wieder eine Belastungsprobe für die Bremsen. Die müssen auf der Tour wirklich Schwerstarbeit leisten! Hier, in Salsnes, erreichen wir erstmals eine Stelle, an der man einen Blick hinaus auf den Atlantik werfen kann. Gleichzeitig unseren ersten „Kro“, also eine Gaststätte. Viele Norweger sitzen draußen auf der Terrasse und genießen Kaffee oder ein Bier – wir verzichten angesichts der Preise auf einen Besuch und machen einen Abstecher über einen Holzsteg hinüber zu einer felsigen Vorinsel, von der aus man wirklich einen guten Ausblick auf`s Meer hat. Danach holen wir im Kro Trinkwassernachschub und genießen eine Vitamintablette und Nußschokolade. Es ist ja schließlich Sonntag!

Laut Karte und auch nach Franks Angaben soll jetzt ein unbefestigtes Straßenstück kommen – tut es zum Glück aber nicht; inzwischen ist auch das letzte Straßenstück bis zur Fähre voll asphaltiert. Und so geht es weiter in stetigem Auf und Ab und über mehrere Brücken bis zum Fähranleger hinter der Lind Kirke. Vorher kommen wir noch an einer prähistorischen Siedlung vorbei, wo schon vor 6000 Jahren Menschen gelebt haben.

Am Fähranleger haben wir noch eine Menge Zeit; wir nutzen das für einen Sonntagnachmittagskaffee (leider fehlt uns der Kuchen dazu) und einem Eis aus dem Kiosk. Das ist jetzt unsere erste Fähre; wir werden aber noch oftmals welche nutzen müssen.

Unsere erste Fähre auf der RV 17

An Bord wechseln dann schnell 100 NOK den Besitzer; wiederum müssen die Autofahrer wesentlich mehr bezahlen. Am Kiosk haben wir schon mal sämtliche Wasserflaschen aufgefüllt. Ein Blick auf die Karte hat uns gezeigt, dass hinter Hofles in etwa 20 Kilometern mit Kolvereid die letzte Stadt auf dieser Etappe kommt – also wollen wir heute noch vor Kolvereid zelten, damit wir morgen dort frühstücken können.

In Hofles fahren wir dann an einem Campingplatz vorbei (direkt zwischen Straße und Meer gequetscht und mit vielen deutschen Fahrzeugen bestückt). Einige Kilometer weiter schellen wir an einem Haus und fassen mit sämtlichen verfügbaren Flaschen nochmals Trinkwasser, ehe wir kurz darauf rechts in einen Feldweg einbiegen. Wieder wird zu Fuß die Gegend vorerkundet; da der Feldweg nach etwa fünfhundert Metern in grasigem Gelände aufhört, wird dies unser heutiger Lagerplatz. Und die Zelte stehen auch keinen Moment zu früh! Wir haben gerade die Taschen in den Vorbau geräumt, da bricht erneut ein starker Schauer los. Glück gehabt!

So machen wir in den Zelten erst einmal eine Stunde Pause und lesen ein wenig (die Jungen schlafen darüber schon mal ein), ehe wir im großen Zelt mit dem Kochen beginnen. Semmelknödel mit Gulasch stehen auf dem heutigen Speiseplan – da gibt es jede Menge an Küchenarbeit zu leisten. Schmeckt dann aber wie immer gut! Dazu immer wieder mal ein heißer Kaffee – Wasser haben wir ja genug. Gegen halb zehn geht es dann in die warmen Schlafsäcke. Wir hätten heute zwar noch mehr Kilometer fahren können – dann wären wir aber zu nahe an Kolvereid herangekommen.

Tageskilometer: 50,1
Schnitt: 14,26 Km/h
reine Fahrtdauer: 3h 30 Min
Max: 63Km/h
Gesamt: 295 Km


Montag, 29.7., 10. Tag

Die ganze Nacht über hat es stark geregnet; im Halbschlaf haben wir uns dabei immer wieder gefragt, wie die Fahrt heute dann wohl werden wird – denn hier bleiben können bzw. wollen wir auf keinen Fall.

Doch Güpi hat ein Einsehen mit uns! Schon vor sieben Uhr sind wir draußen mit dem ersten Kaffe – bei Sonnenschein. Gut – ein Regenguß treibt uns noch mal kurz mit der Tasse ins Zelt – aber das ist nur vorübergehend. Als dann ein riesiges Stück blauer Himmel über uns erscheint, wird mit dem bereits erwärmten Spülwasser draußen gespült (der Regen hat über Nacht alles schön eingeweicht) und ein weiterer Kaffee genossen. Ein schönes Gefühl, so ohne festen Plan draußen zu stehen, den Becher mit dem wärmenden Kaffe in der Hand – nicht wissend, wo man heute Abend schlafen wird und was man heute alles so erleben wird. Wir werden heute einfach ein Stück weiter nach Norden vorstoßen – wohin und wie weit ist eigentlich egal.

Nun gut – ein Ziel setzen wir uns an diesem Morgen dann doch: Aufbruch möglichst um 10 Uhr. Marianne und Martin schaffen es dann auch, müssen aber auf die beiden Jungen noch ein Viertelstündchen warten. Danach rauschen wir hinunter ins Tal bis zum Ausläufer eines kleinen Sees, an dessen Ende dann Kolvereid liegt.

Die paar Kilometer bis dahin laufen schnell – die Aussicht auf ein leckeres Frühstück bei Sonnenschein tut ein Übriges dazu (mindestens so gut wie Rückenwind!). In Kolvereid finden wir dann ziemlich schnell das Einkaufsviertel – so groß ist das Örtchen nun auch nicht. Dennoch – gleich zwei Supermärkte liegen sich gleich gegenüber – und wir nehmen uns die Zeit für einen genauen Preisvergleich.

Im ersten Geschäft gibt es Lettöl zum Sonderpreis; im COOP gegenüber den Rest dafür günstiger. Am Ausgang werden wir auf deutsch angesprochen; wir sind auf ein rüstiges Rentnerehepaar aus Kassel gestoßen, dass hier schon seit Monaten Urlaub macht und immer wieder in die Gegend von Kolvereid kommt; und das schon seit 1977! Und hier hören wir es zum ersten Mal: seit den Wetteraufzeichnungen, die zurückdatieren bis ins Jahr 1867, hat es einen derartig heißen Sommer hier oben im Norden noch nicht gegeben!!!

Schade nur, dass wir das anscheinend um ein paar Tage verpasst haben! Diese Geschichte mit dem heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wird uns nun aber in den kommenden Tagen und Wochen immer wieder erzählt werden – und später in Deutschland wird man es uns erneut bestätigen: der Sommer 2002 war für Norwegen ein Supersommer. Dennoch – wettermäßig ist das heute nicht ganz unser Tag. Unsere Frühstücksbank steht dummerweise im Schatten – und dort ist es uns nach einiger Zeit so kalt, dass wir auf die andere Straßenseite wechseln und dort eine Bank in der Sonne aufsuchen.

Marianne und Martin haben sich zum Nachtisch „Lömper“ gekauft – das haben Andree und Jan seinerzeit immer mit Genuß gegessen. Dies aber schmeckt nur wie trockenes Knäckebrot; Florian meint nach einer Kostprobe, den Geschmack des Trockenfutters von seinem Hund identifiziert zu haben (woher kennt er eigentlich diesen Geschmack?) – egal, der Rest wird nebenan in der Mülltonne entsorgt. Vielleicht waren es bei Andree auch gar nicht „Lömper“ sondern „Lefzer“ (die im Regal nebenan lagen).

Bei der Ausfahrt von Kolvereid versuchen wir an einer Tankstelle eine Straßenkarte zu bekommen (unsere Anschlusskarte, die wir bald benötigen, haben wir leider in Deutschland vergessen...); leider ohne Erfolg. Durch die nun folgende Steigung werden wir aber schnell wieder an die vor uns liegende Wirklichkeit erinnert. In Saltbotn erreichen wir dann aber schon wieder ein Fjordende und damit Meeresniveau. Hier kommen wir auch an dem Ferienhaus der beiden Kasseler vorbei. Ein kleiner Sandstrand lockt zum Baden; die Temperaturen aber eher nicht.

Baden oder nicht baden?

Nach wenigen Kilometern zweigt unsere Straße – es ist inzwischen die RV 771 – nordwärts ins Tal des Gramarka-Flusses ab. Und hier steigen wir langsam aber stetig bis zur Wasserscheide; entlang unzähliger Seen. Unterwegs machen wir eine kurze Rast, ehe es steil bergab zur Landbrücke bei Nausbukta geht. Die gesamte Strecke verläuft auch genau so, wie sie im Reiseführer beschrieben ist.

An Wasser mangelt es in diesem Gebiet nicht

In Nausbukta kaufen wir nochmals kurz ein – hier auch endlich die Lefzer. Das müssen jetzt die richtigen Dinger sein – in der Mitte mit einer Creme gefüllt. Als Martin hineinbeißt, dreht sich ihm allerdings fast der Magen um – bei genauerer Hinsicht sieht er auch, warum: auf der Unterseite ist der Lefzer schon richtig grünschillernd angelaufen. Ein weiterer Blick auf das Mindesthaltbarkeitsdatum: die Lefzer sind seit einem halben Jahr abgelaufen! Der Umtausch im Laden klappt zwar anstandslos – der Geschmack im Mund bleibt aber noch länger.

Hinter Nausbukta noch einmal ein starker Anstieg, ehe es am langgestreckten Arsetfjord entlanggeht. Nach etwa 18 Kilometern erreichen wir eine Brücke, die über den Fjord hinweg zum kleinen Örtchen Bogen führt. Leider sind wir zu spät dran – es ist bereits nach sechs und das Geschäft neben der Tankstelle hat bereits geschlossen. Schade – jetzt wird erst mal nichts mehr kommen. Eine Karte bekommen wir hier leider auch nicht. Dumm, denn heute Abend werden wir voraussichtlich wieder die RV 17 bei Kjelleidet erreichen – und damit das obere Ende unserer jetzigen Karte.

So können wir uns momentan – was die weitere Streckenführung betrifft - nur auf den Reiseführer verlassen. Und aus dem lässt sich nicht entnehmen, wo wir morgen etwas einkaufen können. Schade – daran hätten wir in Nausbukta denken müssen – und vor allem Vorsorge treffen sollen. Aber sich darüber grämen hilft nun auch nichts mehr. Stattdessen müssen wir halt zügig vorankommen. Laut Karte sollen es bis zur Straßenkreuzung mit der RV 17 noch etwa acht Kilometer sein – das klingt wenig, wird aber durch die Steigungen mühsam.

Aber wir wollen nicht klagen – die wenigen weißen Wölkchen am blauen Himmel können unsere gute Laune nicht trüben. Dazu kommt nun eine phantastische Aussicht auf die drei Spitzen des Heilhornet-Massivs, wobei das Heilhornet bereits eine Höhe von 1063 m hat – und das direkt vom Meer her aufsteigend!

Blick auf das Heilhornet und seine Brüder

Und am Fuße des Heilhornet liegt Kjelleidet – und das soll unser heutiger Endpunkt sein. Hier gibt Frank einen Camping-Platz an. Die letzten Kilometer bis Kjelleidet geht es wieder zügig bis auf fast 0 m bergab; und schon sind wir an der Straßenkreuzung. Links davon ist ein großer, geschotterter Parkplatz mit einem Kiosk. Prima, er ist geöffnet – und es gibt sogar kaltes Lettöl aus dem Kühlschrank. Und über dem Kiosk steht: Camping-Rezeption. Aha, aber wo ist der dazugehörige Platz?

Der Mann hinter dem Tresen klärt uns auf: der Platz liegt etwas versteckt oben im Wald – nur Camping, keine Hütten. Toilette und Dusche sind hier neben dem Kiosk in einem Anbau; hier gibt es auch Trinkwasser.

Nachdem wir so also unser Tagesziel erreicht haben, lassen wir uns erst einmal draußen an einem Tisch nieder und genießen in der Sonne ein Lettöl Marke „Isbjörn“ von Mack. Florian bemerkt dabei als erster, dass auch diese Flaschen seit über einem halben Jahr das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben. Er lässt sich dafür seine 12 Kronen zurückgeben, die anderen trinken tapfer weiter (und überstehen es ohne gesundheitliche Probleme wie z.B. Durchfall).

So erfrischt fahren wir dann den beschriebenen Feldweg hinauf zum „Campingplatz“. Und – das muß man an dieser Stelle deutlich sagen: von allen Plätzen, die wir jemals in Norwegen gefunden haben, ist das nun wirklich der Primitivste! Lediglich ein kleines Areal ebener Grasfläche; ringsum abfallendes Gelände mit Bäumen – keinerlei sanitäre Anlagen oder Wasserzapfstellen – nichts. (Gut, der riesige Platz in Oslo ist im Prinzip noch schlimmer, aber aus anderen Gründen). Dennoch sind wir nicht alleine. Drei jüngere Leute, 2 Männer, eine Frau, haben es sich mit zwei Zelten in einer Ecke des Platzes bereits gemütlich gemacht. Da sie auf unseren Gruß nur sehr einsilbig reagieren, kommt es im Laufe unseres Aufenthaltes nur zu ganz sporadischen Kontakten. Wir bekommen noch nicht einmal heraus, welcher Nationalität sie angehören.

So machen wir uns – immer noch mit Sonnenschein – an unseren Zeltaufbau. Bei gutem Wetter macht auch das naturgemäß mehr Spaß. Und dazu noch vor der majestätischen Kulisse des Heilhornet und seiner beiden Brüder.

Und vor dieser Kulisse kochen wir dann auch unser Abendessen: Erbsensuppe mit viel Speck; dazu rösten wir uns noch eine halbe Salami. An diesem Abend ist jeder wirklich rundum gesättigt und wir verbringen auf diesem Platz eine ruhige Nacht.

Tageskilometer: 54,5
Schnitt: 14,02 Km/h
reine Fahrtdauer: 3h 58 Min
Max: 56Km/h
Gesamt: 350 Km


Dienstag, 30.7., 11. Tag

Früh sind wir heute auf! Die Jungen duschen schon um sieben Uhr; dann gibt`s Kaffee und es wird abgebaut; Martin und Marianne gehen vor der Abfahrt dann noch schnell duschen – wir müssen das leider so in Abständen machen, da es in dem Anbau neben dem Kiosk nur eine einzige Dusche gibt – und die auch noch mit der einzigen Toilette in Verbindung steht. Und da unsere drei Nachbarn ja auch mal rein wollen, müssen wir das Ganze halt ein wenig verteilen. Wir wollen uns gar nicht ausmalen, wie das gehen soll, wenn der Platz voll belegt wäre....

So gegen neun Uhr sind wir dann unterwegs; optimistisch mit kurzen Hosen bekleidet. Einziger Wegweiser ist nun unser Reiseführer, der zum Glück auch eine Skizze der nun anstehenden Etappe enthält:

„Etappe 96: Kjelleidet-Lavong, 170 Kilometer, Schwierigkeitsgrad: > 0-80-0-60-250-0m Diese Etappe bringt sie fast bis an den Polarkreis. Sie folgt über 170 Kilometer der Reichsstraße 17 und führt überwiegend direkt am Nordmeer entlang. Angesichts der oftmals kühlen und feuchten Wetterlagen im Sommer, sollten Sie mit unangenehmen Winden und Regen vom Meer rechnen. Die Straße ist ab jetzt neben der stark befahrenen E6 im Hinterland die einzige durchgehende Verbindung.“

Gut, also 170 Kilometer werden wir heute ganz gewiss nicht fahren; mal sehen, wie lange wir für die Etappe 96 insgesamt brauchen. Das mit der unsicheren Wetterlage und dem Regen stimmt uns natürlich ein wenig betrüblich. Aber vielleicht haben wir ja Glück!

„Sie reisen ab Kjelleidet auf der RV 17 nach Norden. Zunächst geht es am Wasser vorbei, dann bergauf um ein Bergmassiv mit drei deutlich sichtbaren Gipfeln. Nach dieser kleinen Kletterei schlängelt sich die Straße um eine Seitenbucht des Lysfjorden und durch die Siedlung Kveinsjöen. Nach weiteren 10 Kilometern, auf denen die RV 17 teilweise durch Wald und wiederum entlang der Flanke eines größeren Berges führt, erreichen Sie die Fähre bei Holm.“

Uns so ist es; zuerst schön am Fjord entlang, und dann ansteigend, aber durchaus erträglich. Nur die Höhenangabe 80m stimmt mal wieder nicht: unser doch sehr exakter Höhenmesser zeigt schon beim ersten Anstieg 120 m! Aber das mit dem Wetter stimmt dafür genau! Als wir gerade die Umfahrung des Heilhornet und seiner beiden Nebengipfel beginnen, ziehen von Süden her doch recht bedrohlich wirkende schwarze Wolken auf. Auf unserer gestrigen Etappe muß es bereits tüchtig schütten!

Und nun beginnt ein Wettlauf gegen das heranziehende schlechte Wetter! Schon bei der Umrundung des Lysfjorden-Seitenarms ist von der Sonne nichts mehr zu sehen. Wir rauschen durch die kleine Siedlung Kveinsjöen hindurch – einen Laden gibt es hier bestimmt nicht! Dann ein paar kleinere Tunnels auf der Gegenseite, ehe wir wieder aus dem Seitenarm heraus sind. Noch etwa 7 Kilometer bis zum Fähranleger – und inzwischen ist das Unwetter schon wesentlich näher gekommen! Dort, wo wir vorhin noch an den drei Gipfeln entlang gefahren sind, regnet es jetzt schon. Sollen wir uns besser jetzt sofort auf der Straße umziehen oder doch versuchen, noch den Fähranleger und damit eine Schutzmöglichkeit zu erreichen?

Wir gehen auf Risiko und strampeln so schnell wir können. Zum Glück fällt die Straße auf den letzten Kilometern zum Meer hin leicht bergab; von Weitem sehen wir auch schon die Fähre kommen. Jetzt aber Beeilung!

Und wir schaffen es gerade noch, diese Fähre in Holm zu erwischen. Hier können wir uns in Ruhe lange Sachen anziehen und schon mal das Regenzeug bereitlegen. Es ist jetzt zwanzig nach zwölf; mehr als 20 Kilometer haben wir jetzt bereits zurückgelegt. Nicht schlecht. Gegessen haben wir übrigens bis jetzt noch nichts – wir sind ohne Frühstück vom Platz losgefahren (wir hatten ja auch nichts) und haben unterwegs auch nichts an Einkaufsmöglichkeiten gefunden.

So leisten sich Marianne und Martin jetzt in der warmen Cafeteria der Fähre ein leckeres Brot mit einer Art Frikadelle, gekrönt von einem (leider kalten) Spiegelei. Die beiden Jungen wollen abwarten, ob man am gegenüberliegenden Fähranleger, in Vennesund, vielleicht Brot bekommen kann. Laut Reiseführer soll sich dort nämlich ein gutausgestatteter Campingplatz befinden.

Der ist dann auch dort zu finden; allerdings kein Laden. Dafür gibt es aber – zum Platz gehörend einen Souvenirshop samt Cafeteria. Und in einer kleinen Ecke werden auch einige Dinge des täglichen Bedarfs verkauft. So auch Brot! Wir ergattern eins der letzten Brote (es ist ja auch schon ein Uhr) zum stolzen Preis von 19 NOK. Aber darüber regen wir uns schon gar nicht mehr auf! Was sein muß, muß eben sein!!

Und wir können uns tatsächlich draußen an einem Tisch auf eine Art Minispielplatz zum Frühstücken niederlassen: das Regenwetter ist am Seitenarm des Lysfjorden hängen geblieben! So machen wir uns mit Heißhunger über das Brot her; verfeinert mit unseren Vorräten aus den Gepäcktaschen (Thunfisch, Heringsfilet in Pfeffercremesauce und natürlich unsere leckeren Teewürstchen, die das krümelige Brot hervorragend zusammenpappen. Nebenbei beobachten wir die vielen Reisenden, die in umgekehrter Richtung mit der Fähre fahren wollen, leider aber erst den Tankwagen abwarten müssen, der der Fähre neuen Treibstoff bringt. Kleine Kinder werden derweilen von ihren Eltern auf unserem Spielplatz an einem elektrisch betriebenen Mini-Bagger zum Maschinisten ausgebildet. Uns kommt es aber so vor, als ob die Erwachsenen dabei den größeren Spaß haben.

Gestärkt durch dieses opulente Frühstück machen wir uns nun an den zweiten Teil unserer Tagesetappe. Es gilt die Halbinsel Sömna zu durchqueren. Vik soll hier der nächstgrößere Ort sein; dort werden wir bestimmt einen Supermarkt finden. Und die nun folgenden Kilometer kann man getrost als „Genussstrecke“ im Reisetagebuch notieren: endlich mal eine Straße, die fast waagerecht verläuft; und das auf vielen Kilometern! So laufen die 13 Kilometer bis Vik recht schnell.

Vik ist ein langgestrecktes Örtchen; im Zentrum finden wir dann an einer Tankstelle den ersehnten Supermarkt. Es ist immer noch trocken, wenngleich auch recht frisch und ziemlich bedeckt. Warme Fleece-Sachen sind also durchaus angebracht. Zum Glück haben wir dahingehend keine Probleme: mit unserer eingepackten Reisekleidung sind wir für alle Wettervarianten bestens gerüstet. Lästig ist nur der ständige Wechsel der Kleidung. Aber wir wollen nicht klagen: es hätte heute schlimmer kommen können!

Wir beschließen eine längere Pause – zumal wir jetzt schon ein gehöriges Stück einer für uns inzwischen zur Regel gewordenen Tagesetappe von 40 – 50 Kilometern hinter uns haben. Also können wir uns ruhig Zeit lassen und ein kleines Trinkpäuschen einlegen.

Beim Gang durch den Supermarkt vergleichen wir natürlich – wie immer – die Preise; insbesondere für`s Lettöl. Und da stellt sich heraus, dass es hier so eine Art Sonderangebot gibt: Lettöl in 1,25-Liter-Plastikflaschen. Und so gönnen wir uns für jeweils zwei Leute ein solches Fläschchen....

Unser erstes Lettöl aus Plastikflaschen

Gut, wir müssen uns erst ein wenig an den Gedanken gewöhnen, Bier aus Plastikflaschen zu trinken. Da wir es aber sowieso in unsere Becher umgießen, kann uns die Verpackung eigentlich egal sein. Wir schätzen, dass in Deutschland in ein, zwei Jahren ebenfalls Plastikflaschen eingesetzt werden. Und so machen wir es auf einer Bank am Straßenrand bequem und machen uns über unsere neuerworbenen Schätze her. Leider lässt uns Gott Güpi nicht in Ruhe; fluchtartig müssen wir zwischendurch wegen eines plötzlichen Regenschauers unter ein Vordach bei den Müllcontainern umziehen.

Und hier werden wir plötzlich auf deutsch angesprochen! Beate, aus der ehemaligen DDR stammend, ist vor vielen Jahren in dieses Nest ihrem norwegischen Mann gefolgt. In der nächsten Stunde erzählt sie von ihrem Leben hier in Vik. Sie ist beeindruckt von unseren Plänen. Wir versprechen ihr, auf jeden Fall mal zu schreiben.

Und immer wieder interessante Begegnungen am Straßenrand; diesmal mit Beate, einer Deutschen aus der ehemaligen DDR

Als der Schauer sich dann verzogen hat, verabschieden wir uns von Beate und folgen weiter der RV 17. Im nächsten Ort namens Berg erstehen wir dann endlich eine neue Straßenkarte – jetzt können wir die vor uns liegende Strecke wieder besser einschätzen. Das Wetter hält sich immer noch erstaunlich gut. Ab und zu mal ein vereinzeltes Tröpfchen – das kann man aber ignorieren. Gut, kurze Sachen sind nicht mehr drin. Wir fahren jetzt auf eine interessante Stelle zu:

„Etwa drei Kilometer hinter Berg – in Brönnöytun – gibt die Straße einen wunderschönen Blick auf den 260 m hohen Berg Torghatten frei. Ein riesengroßes Loch, durch das man den Himmel sieht, klafft in der Bergwand. Es hat eine Länge von 160 m, ist 15 m breit sowie 30 m hoch. Nach der Sage ist das Loch durch einen abgeschossenen Pfeil entstanden, der sein Ziel, einen Hut, durchbohrt und beim Auftreffen das Loch in den Felsen schlug.“

Na ja; jede Gegend hat halt ihre Sagen. Wir jedenfalls finden zwar den Berg, sehen aber kein Loch. Dafür kommt genau in diesem Moment ein Schiff der Hurtigroute vorbei und gibt ein gutes Motiv für eine Videoaufnahme des Schiffes vor der Bergkulisse.

Und nun fahren wir erstmals so richtig am Ufer des Nordmeeres entlang; die vorgelagerten Inseln sind nur sehr flach und stören kaum die gute Aussicht. Vor uns dagegen türmt sich nun eine bedrohlich aussehende schwarze Felsformation auf. Sie sperrt unsere gesamte Fahrtrichtung ab – wo soll da eine Straße weiterführen? Wir sind froh, dass dann endlich das langersehnte Hinweisschild „Camping“ bei Skogmo auftaucht – wir sind für heute genug gefahren! Wir bekommen ein abgelegenes Plätzchen zugewiesen, kochen noch schnell und ziehen uns dann bald in die Zelte zurück.

Tageskilometer: 61,3
Schnitt: 15,03 Km/h
reine Fahrtdauer: 4h 04 Min
Max: 42Km/h
Gesamt: 412 Km

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